RINTELN (ste). So etwas habe er zuvor noch nicht erlebt. Die spannende Realität der Kommunalpolitik mit ihren Veränderungs- und Gestaltungsmöglichkeiten fasziniert Justus Klußmeyer aus der Klasse 8-2 des Rintelner Gymnasium. Und auch Miranda Homberg war mit Eifer dabei: "Wir können etwas bewirken und wir wurden sehr ernst genommen!" Und mehr Spaß als normaler Unterricht habe es auch gemacht, so Mara Lieken, die die Freiheit der eigenen Entscheidungen besonders toll fand. Die Sprache ist vom ersten Rintelner Workshop "Pimp Your Town", zu dem die achten Klassen der Hildburgschule und des Ernestinum eingeladen waren. Initiator dieser Idee für Rinteln war Karsten Ruhnau. Der Lehrer sieht Kommunalpolitik in der Schule unterrepräsentiert und will dagegen steuern. Das findet auch Bürgermeister Thomas Priemer gut: "Die Schülerinnen und Schüler wissen, wie Europapolitik funktioniert, wie der Bundespräsident gewählt wird und vieles andere; doch wie ein Bürgermeister gewählt wird und wie die Aufgaben des Rates sind, das wissen sie nicht!" Dabei könnte man insbesondere durch diese Kenntnis vor Ort lernen, wie man in der Stadt mitbestimmt und mitgestaltet. Die Hoffnung von Priemer: "So könnten junge Menschen auch langfristig in der Stadt gehalten werden!" Das preisgekrönte Planspiel "Pimp Your Town!"_sollte dabei helfen. Unterstützt und gefördert wurde es von der Sparkasse Schaumburg, der Volksbank in Schaumburg, den Stadtwerken und der Stiftung für Rinteln. Drei Tage lang entwickelten die teilnehmenden Klassen als "Ratsfraktion" Anträge, die nach vorheriger Beratung in den Fachausschüssen mit Hilfe von richtigen Ratsmitgliedern dann in den fiktiven "Rat" gelangten. Und wie bei einer richtigen Ratssitzung gab es einen Ratsvorsitzenden (Dr. Ralf Kirstan übernahm das Amt) und der Bürgermeister saß für die Verwaltung im Rat. Ein eigenes Presseteam der Schulklassen begleitete die Sitzung und erstellte im Anschluss ein gedrucktes Magazin, fertigte Filmaufnahmen und berichtete über die Ausschüsse und den Rat. Insgesamt wurden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern 45 Themenvorschläge entwickelt, von denen in einem demokratischen Prozess 18 für die Ratssitzung ausgewählt wurden. Darunter Themen wie "Größere und sicherere Spielplätze", "Einrichtung eines Soccer-Courts", "Notfallstation im alten Krankenhaus", "Lernzentren für Flüchtlinge", "Verbesserung der Fahrradwege", Projekte "Solar-, Wind- und Wasserkraft" oder auch "Überall freies WLAN". Begleitet wurde die dreitägige Aktion von Projektleiterin Cinja Schröder von "Politik zum Anfassen", einem gemeinnützigen Verein, der mit politischer Bildung und Medien jungen Menschen Lust auf Demokratie macht. Damit die von den Jugendlichen erarbeiteten Anträge nicht in der Versenkung verschwinden, entschied sich Bürgermeister Thomas Priemer dazu, einige Anträge aufzugreifen und sie in die Ratsentscheidungen einzubringen. Monika Dehmel, Geschäftsführerin und Ideengeberin für "Pimp Your Town", geht deutschlandweit mit ihrem Programm auf Tour und stellt dabei immer wieder fest, dass die Jugendlichen jede Menge "Aha-Erlebnisse" haben. Denn wenn sie feststelle, wie einfach es sein kann, vor der eigenen Haustür für Veränderungen zu kämpfen, dann motiviert das zum Weitermachen. Für den Eintritt in politische Parteien interessieren sich die jungen Leute jedoch weitgehend nicht: "Das ist vorerst kein Thema", so Justus, Miranda und Mara einstimmig. Foto: ste
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Wie geht eigentlich Kommunalpolitik?
Das Projekt "Pimp Your Town!" will Schülern Lust auf demokratische Prozesse machen
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