BAD NENNDORF (jl). Zu mehr als nur einem Hofkonzert mit Strauß hat das Blasorchester Krainhagen (BOK) am Freitag gebeten. Die Musiker ließen bei ihrem Bad Nenndorfer Neujahrskonzert "Wie in Wien" in der Wandelhalle ein facettenreichen Repertoire erklingen und zeigten mit der Auswahl der Stücke, dass sie mehr als die typische Klassik beherrschen. Einziger Wermutstropfen: Sie blickten auf nur im vorderen Bereich gefüllte Plätze. Viele der hinteren Zuhörerreihen blieben in dem großen Saal leer. Zu Unrecht, wie die Bläser eindrucksvoll unter Beweis stellten. Sie regten etwa virtuos die Fantasie mit Fledermäusen an, ehe sie "Classic to go" servierten und unter der Flagge brillanter Orchestermusik zum "Sailing" aufbrachen. Während das Ensemble nach einer Verschnaufpause mit dem Radetzky-Marsch titelgetreu noch etwas "Lokales" zu Gehör brachte, entfernte es sich danach aus Wien. Und entführte das Publikum geradewegs in den hohen Norden nach Hamburg in die Musicalhochburg zu Andrew Lloyd Webbers "The Phantom of the Opera". Leider werde es dort nur noch mit sieben Musikern gespielt, verriet der BOK-Leiter und humorvolle Moderator des Abends, Roman Reckling, und fügte nicht zu viel versprechend hinzu: "Wer mal erleben möchte, wie es mit über 40 Musikern auf der Bühne klingt, ist hier heute genau richtig." Mit einem bunten Medley des gebürtigen Österreichers Udo Jürgens, der in Wien zu Grabe getragen worden war, gelang es ihnen einen schmissigen Bogen zurück in die Hauptstadt des Nachbarlandes zu spannen. Unter anderem animierten "Siebzehn Jahr, blondes Haar" und "Aber bitte mit Sahne" zum Mitsingen. Nach einem Marktplatzkonzert mit André Rieu bewiesen die Bläser mit ebenso viel Hingabe, dass sie auch Rock und Pop können. Ein "Best of" der Beatles vereinte sich mit Queens "Greatest Hits"- Reckling sprach scherzhaft von "etwas Brexit-Flair"- zu einem fulminanten Finale, das die Besucher mit langanhaltendem Jubelapplaus honorierten. Zu Recht, präsentierte sich das Krainhäger Orchester doch mit einer Virtuosität, das bisweilen für ein Gefühl wie in Wien sorgte. Foto: jl
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Radetzky trifft auf das Phantom der Oper
Blasorchester Krainhagen glänzt mit Facettenreichtum
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