1. Akutes Problem in Personalbesetzung des Klinikums

    Meinungen zum Personalmangel gehen weit auseinander / Geschäftsführung beteuert, dass aktuell alle Planstellen besetzt sind

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    LANDKREIS/VEHLEN (jb). Der Fachkräftemangel ist bekanntlich immer und überall ein aktuelles Thema. Doch jetzt soll auch das Klinikum Schaumburg davon betroffen sein. Öffentlich sind etwa 17 Stellen am Klinikum ausgeschrieben, unter anderem für einen Oberarzt, Fach- und Assistenzärzte sowie Pfleger in Voll- und Teilzeit. So gesehen sieht es also nicht zwingend nach einem Mangel aus. Doch die Meinungen gehen dabei ziemlich weit auseinander. Denn viele Mitarbeiter berichten von einer Personalnot, die deutlich spürbar sei. Überlastungen in den Schichten und zahlreiche Überstunden bringen die Ärzte und vor allem die Pfleger an ihre physischen und psychischen Grenzen. Gerade in der Nachtschicht dürften sich Pfleger zumeist allein um eine große Anzahl an Patienten kümmern. Da steht der Stress auf der Tagesordnung. "Wir sind erst seit dem 30. November 2017 in diesem neugebauten Klinikum, das heißt, wir sind noch nicht einmal 100 Tage am Start. Selbstverständlich läuft noch nicht alles "rund" - aber es läuft und gemeinsam werden tagtäglich die Arbeitsabläufe und -prozesse weiter optimiert. Wir sind stolz auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - und ja, es gibt natürlich noch Verbesserungsmöglichkeiten. Aber seien Sie gewiss: Wir alle arbeiten daran!", schreibt die Pressestelle des Klinikums auf Anfrage des Wochenblatts. Gleichzeitig verweist sie auf Betriebsinterna. Zudem hätten zahlreiche Erkältungskrankheiten die Anfänge im Klinikum nicht leicht gemacht. Doch dieses Problem sei mittlerweile wieder rückläufig, beteuert die Geschäftsführung. Grundsätzlich sei die Patientenversorgung gesichert, auch alle Planstellen in Pflege und Medizin seien für das aktuelle und hohe Patientenaufkommen besetzt. Auf die Frage hin, wie viele Stellenausschreibungen derzeit am Klinikum ausstehen würden, antwortete die Pressestelle: "Wir sind ein neues Klinikum und weitere medizinische Entwicklungen sind geplant, etwa der Aufbau der operativen Urologie zum 1. Juli. Dafür brauchen wir geschultes Fachpersonal. Auch sind einige Stellenausschreibungen ganzjährig geschaltet. So suchen wir zum Beispiel regelmäßig Assistenzärzte für verschiedene Fachabteilungen - in Voll- und in Teilzeit." Zudem würde die Geschäftsführung vorausschauend planen. Doch käme es auch im Schaumburger Klinikum mal zu "langfristig nicht planbaren Personalausfällen", wie etwa Langezeiterkrankungen, Schwangerschaften oder Elternzeiten. Verständlich. Dennoch sieht auch die Gewerkschaft Verdi ein akutes Problem in der Personalbesetzung des Klinikums. Gewerkschaftssekretärin Sylvia Milsch ist regelmäßig im Krankenhaus präsent und nimmt dort auch an den Betriebsgruppentreffen teil, in denen ständig vom aktuellen Stand, unter anderem auch durch Mitarbeiter, berichtet wird. "Das Fachkräfteproblem hat sich bereits vorher abgezeichnet", berichtet sie. Derzeit gäbe es zwar in fast allen Krankenhäusern Deutschlands einen Personalmangel, doch in Schaumburg sei es ein spezifisches Problem, unter anderem verbunden mit dem Umzug. "Im Grunde herrscht der Personalmangel in allen Bereichen des Klinikums, zum Beispiel im Patiententransport oder in der Physiotherapie. Da ist es beinahe egal, wohin man schaut. Die Prozesse laufen einfach noch gar nicht richtig. Doch die Spitze des Eisberges ist ganz klar der Pflegebereich." Dabei berichtet sie von Mitarbeitern, die durch die extrem hohe Belastung so erschöpft waren, dass sie mit Tränen in den Augen in den Gängen standen oder gar krank wurden und dadurch ausfallen mussten. Das belaste die übrigen Pfleger dann zusätzlich. "Im Klinikum dreht sich alles wie eine Spirale", schlussfolgert Milsch. "Es wird Personal gebraucht. Doch das, was da ist, wird durch die extrem hohe Belastung krank. Von der Geschäftsführung kamen da bisher keine Lösungsmöglichkeiten." Genaue Zahlen und Fakten gibt es derzeit keine. Für eine erste richtige Bilanz müsse man dann wohl den 100. Tag abwarten. Foto: jh

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