1. "Das Christentum liegt in der Luft"

    Vortrag von Johann Hinrich Claussen auf der Eröffnungsfeier des Kirchenjubiläums

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    STADTHAGEN/LANDKREIS (bb). Bei der festlichen Eröffnung des Jubiläumsjahres "700 Jahr St. Martini-Kirche Stadthagen" beleuchtete Johann Hinrich Claussen, Kulturbeauftragter der EKD, in seinem Vortrag "Das Christentum liegt in der Luft. Über den Glauben und die Musik" die Rolle der Musik in Christentum und Protestantismus. Aufgeteilt in vier Teilreferate, die sich jeweils mit den Musikstücken abwechselten, konnten die Zuhörer die Ausführungen des Fachmannes gleich im praktischen Erleben nachvollziehen. Etwa wenn Claussen den "Zauber der alten Messmusik" behandelte. Anders als viele Stücke der gegenwärtigen Popmusik, die mit Blick auf den Konsumenten mit der Tür ins Haus fallen würden, entwickle sich die alte christliche Messmusik in Langsamkeit. Ohne schnelle Wechsel entfalte sie mit langem Atem ihre Kraft und mache den Gottesdienst zu einer Feier, in der die Schönheit des Glaubens gepriesen werde. In ihrer Langsamkeit sei sie auf die Ewigkeit gerichtet und verweigere sich so den lästigen Einwirkungen des Alltags. Das Gemeindelied als zweite große Säule christlicher Musik habe einen wichtigen Beitrag zum Erfolg der Reformation geleistet. Dabei sei zu Beginn der Reformation seine Funktion weit über die (im Nebentext angeführte) rein theologische hinausgegangen. Die Lieder hätten der Information gedient und die Neu-Gläubigen zusammengefasst. Dabei seien sie anfangs gar nicht zumeist in der Kirche sondern in den Gasthäusern, den Straßen, auf den Feldern und Marktplätzen gesungen worden. Nicht entrückt, wie die älteren gregorianischen Choräle, sondern im Stil eher "Gassenhauer" seien diese ein Stück weit auch Kampflieder gewesen in der Auseinandersetzung mit der "althergebrachten" Kirche im Streit um die Meinungshoheit in den Straßen. Die evangelische Kirche sei wie die katholische auch eine Kulturkraft, die Kultur bewahre, nicht nur für die Kirche selbst sondern für die Gesellschaft als Ganzes, hielt Claussen fest. Dies gelte auch für die Kirchenmusik. Diese werde durch die Wieder- und Neu-Aufführung nicht nur als Erbe überliefert, sondern die Singenden und Musizierenden würden sich diese aneignen. Auch darin zeige sich, dass das Christentum noch immer eine lebendige Kraft in Deutschland sei, so Claussen. Die Werke würden den Hörenden nicht nur ein "verblüffendes Kunsterlebnis" verschaffen. Sie würden auch dazu anregen, sich "über den eigenen Glauben und Nichtglauben, oder was dazwischen ist, bewusst zu werden".Foto: bb

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