1. 4603 Kilometer Stau und über 500 Unfälle

    Verkehrssituation auf der A2 belastet Rettungskräfte und Anwohner

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    LANDKREIS (mk). Das Jahr ist noch keinen Monat alt, da sorgt die Autobahn A2 schon wieder für Negativ-Schlagzeilen: Der Einsatz- und Streifendienst Bundesautobahn, die Feuerwehren und Rettungskräfte mussten bereits zu fünf Unfällen mit Todesfolge ausrücken. Und auch die Bilanz der Vorjahre sieht düster aus. Die hohe Zahl an Unfällen führt regelmäßig zu Staus und Behinderungen auf den Ausweichstrecken, deren Anwohner unter den Belastungen stöhnen. In den Verkehrsmeldungen haben die Anschlussstellen Bad Eilsen, Rehren, Lauenau und Bad Nenndorf traurige Berühmtheit erlangt. Erst am vergangenen Montag und Mittwoch haben zwei schwere Unfälle mit Toten und Schwerverletzten zu Vollsperrungen und langen Staus geführt. Laut Autobahnpolizei gab es in 2016 insgesamt 516 Unfälle zwischen der Landesgrenze Nordrhein-Westfalen und der Anschlussstelle Bad Nenndorf, die Zahlen für 2017 sind noch nicht ausgewertet, tendenziell befinden sie sich aber nach derzeitigem Stand auf nahezu gleichbleibenden Niveau, so Wiebke Weitemeier, Pressesprecherin der Polizeidirektion Hannover. 150 wurden von Lkw verursacht. Haupt-Unfallursachen sind nach Auskunft der Polizeidirektion Hannover zu geringer Abstand, Unachtsamkeit sowie Fehler beim Fahrstreifenwechsel. Insgesamt wurden 149 Personen verletzt, zehn davon schwer und es gab vier Todesopfer. Und auch das Jahr 2018 beginnt mit Schreckensmeldungen von der A2: Erst am vergangenen Montag wurden zwei Personen bei einem Unfall zwischen einem Pkw und Lkw im Bereich der Anschlussstelle Rehren getötet und am Mittwoch sorgte ein schwerer Unfall für eine beidseitige Sperrung der A2 im Bereich Porta Westfalica. Immer wieder sorgen die schweren Unfälle mit Lkw-Beteiligung für Teil- und Vollsperrungen. Nur so können die Einsatzkräfte Menschen retten und bergen sowie die Unfallstelle räumen. Denn wenn Lkw beteiligt sind, gestaltet sich das oftmals sehr schwierig - abhängig von der Ladung und wie sich diese über die Fahrbahnen verteilt. Kommt Gefahrgut ins Spiel, wird es richtig kniffelig. Insgesamt beläuft sich die Staubilanz für 2017 auf 4.603 Kilometer - das macht rund 1.218 Stunden Standzeit. Wer kann, nutzt die Ausweichstrecken. Die Folge: Blechlawinen auf Umgehungsstraßen und in den angrenzenden Ortschaften. Dort kommt es zu Behinderungen sowie weiteren Unfällen - eine genaue Statistik darüber gibt es jedoch nicht. Ortsumgehungen und Bundesstraßen sind für die große Anzahl an Lkw und Pkw nicht ausgelegt, so manch einer sucht daher nach einer weniger überfüllten Straße und landet im Ortskern. Die Polizeiinspektion Nienburg-Schaumburg spricht hier jedoch von Einzelfällen und sieht für die betroffenen Ortschaften keine Probleme. Unfallhäufungen aufgrund von "Stau-Umfahrungen" seien nicht bekannt. Das erhöhte Lärmaufkommen und der erhöhte Abgasausstoß belasten die Anwohner dennoch stark. Ein großes Problem stellen die Unfälle für die Freiwilligen Feuerwehren da - in besonderem Maße betroffen sind die Wehren Rinteln, Auetal, Eilsen, Nenndorf und Rodenberg. Auch die Umweltschutzeinheit des Landkreises Schaumburg kommt bei Gefahrgutunfällen regelmäßig zum Einsatz. Laut Kreisbrandmeister Klaus-Peter Grote sind die Kameradinnen und Kameraden stark gefordert, kaum eine Woche vergehe ohne Einsatz auf der Autobahn. Die Ausstattung der Wehren sei grundsätzlich ausreichend, allerdings, so Grote, müssen die Anliegerkommunen deren Finanzierung alleine bewältigen. Anteilig kämen Mittel vom Landkreis für Sondergeräte wie beispielsweise Rettungsscheren und Spreizer. "Es hat bereits sehr viele Gespräche mit hochrangigen Stellen, so auch im Verkehrsministerium in Berlin bei Einbindung der heimischen Bundestagsabgeordneten, gegeben, aber bisher sind hier keine finanziellen Zuweisungen des Bundes gekommen", so Grote. Die Ausbildung der Kameradinnen und Kameraden sei hervorragend, Fortbildungen werden selbstverständlich regelmäßig durchgeführt. Die Bergung von schwerstverletzten und toten Personen stellt die Einsatzkräfte vor große psychische Belastungen: "Im Landkreis Schaumburg besteht seit vielen Jahren eine gut aufgebaute Notfallseelsorge der Schaumburg Lippischen Landeskirche und der Landeskirche Hannover. Die Notfallseelsorger werden über die Leitstelle bei Bedarf alarmiert. Das System ist hervorragend aufgebaut", betont Grote. Sein Wunsch an die Politik: "Es bestehen an den Autobahnen in Niedersachsen durchaus Unfallschwerpunkte, die eine besondere Herausforderung für die Kameradinnen und Kameraden darstellt und natürlich auch die Träger der Feuerwehren, also die Städte und Gemeinden. Der Landkreis Schaumburg gehört mit dem Autobahnabschnitt mit Sicherheit zu den mehr geforderten Anliegern. Die Rahmenbedingungen im technischen Bereich müssen verbessert werden. Hiermit meine ich nicht den Bereich der Feuerwehr, sondern zum Beispiel technische Einrichtungen in Lkw, wie Abstandswarner und Bremsassistenten. Kontrollen der Lenkzeiten und Geschwindigkeitskontrollen sind notwendig. Die rein menschlichen Fehler sind meist nicht zu verhindern. Natürlich möchte ich auch die finanzielle Beteiligung des Bundes an der Ausrüstung nicht vergessen, so zum Beispiel aus den Mitteln der Maut." Das Land Niedersachsen versucht mit verschiedenen Aktionen präventiv tätig zu sein. Seit Sommer 2016 werden verstärkt Abstandskontrollen, aber auch Geschwindigkeitskontrollen seitens des Zentralen Verkehrsdienstes durchgeführt, wobei eine Verschiebung der Kontrollen zugunsten der Abstandsmessungen erfolgt ist. Darüber hinaus wurden in 2016 vor Baustellen in unterschiedlichen Abständen sogenannte "DRIP´s" aufgestellt um Lkw-Fahrer mehrsprachig auf Staugefahren hinzuweisen; ebenso wurden Plakate aufgestellt. Foto: mk/privat

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