1. Wenn sich neue Sichtweisen eröffnen

    Frank Suchland skizziert aus dem Leben Erich Kästners

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    RODENBERG (jl). Ausverkauft. Und das weit im Voraus. Das hat bei dem literarischen Abend mit Frank Suchland als Januar-"KulturDroge" mittlerweile schon Tradition. Bei der dritten Auflage war es die spannende Lebensgeschichte von Erich Kästner, die 50 Zuhörer - allein 36 Namen standen noch auf der Warteliste - in die Deisterbuchhandlung am Amtsplatz lockte. Von der Geburt bis zum Tod skizzierte Suchland die Stationen des 1974 gestorbenen Schriftstellers. Die verschiedenen Schaffensphasen spickte er mit Gedichtversen, zum Beispiel aus "Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke", und Buchpassagen. Dabei präsentierte sich die zweieinhalbstündige Reise, wie von dem Schaumburger Rezitator gewohnt, äußerst lebendig und mitreißend, aber auch verblüffend tief recherchiert. Laut Gerüchten, die erst Jahre nach Kästners Tod bekannt wurden, soll dessen leiblicher Vater der jüdische Arzt Emil Zimmermann gewesen sein. Affären prägten später auch seine eigene Vita. Verheiratet war er nie, jahrelang pflegte er eine Dreiecksbeziehung. 1957 wurde sein Sohn Thomas geboren. So berühmt ihn auch seine Kinderbücher machten, selbst habe er immer ein schwieriges Verhältnis zu seinem eigenen Nachwuchs gehabt, wie Suchland darlegte. Dass er auch schon zu seinem Vater so gut wie keine Bindung, dafür aber ein inniges Verhältnis zu seiner Mutter hatte, spiegelt sich autobiographisch im Werk "Das fliegende Klassenzimmer" wider. Darin spielt der Vater keine Rolle, die Mutter aber wird glorifiziert. Und so sorgte der Suchland-Abend in gewohnter Manier bei dem einen oder anderen für neue Sichtweisen. Sicher, in anderen Räumlichkeiten hätte sich diese mehr Besuchern eröffnet. "Wir wollen versuchen so viele Veranstaltungen wie möglich in unserem Zuhause, in unserem Wohnzimmer, durchzuführen", erklärte Initiator Lars Pasucha. Dahinter stehe das fünfjährige Jubiläum, das die Deisterbuchhandlung in diesem Jahr feiert. Atmosphärisch könne da ein Saal ohnehin nicht mithalten. Darin waren sich auch Suchland und die Besucher einig. Kein Wunder, dass Pasucha den Rezitator gleich für einen Hermann-Hesse-Abend im Januar des nächsten Jahres verpflichten konnte. Auch das hat mittlerweile schon Tradition. Foto: jl/privat

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