1. Der Abwärtsspirale bei COPD entgegenwirken

    Neue Selbsthilfegruppe in Stadthagen sucht noch Mitglieder / Auf die weit verbreitete Krankheit aufmerksam machen

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    STADTHAGEN/LANDKREIS (gr). In Stadthagen hat sich vor kurzem eine Selbsthilfegruppe für an COPD Erkrankte gebildet. Die Krankheit ist vergleichbar mit schweren Krebserkrankungen. Die Symptome sind zu Beginn vermehrter Auswurf und Husten, später kommt die Atemnot dazu. "Das kann man sich ganz gut vor Augen führen, wenn man tief einatmet, aber anschließend nur die Hälfte der Luft wieder ausatmet. Atmet man dann wieder ein und wieder nur die Hälfte aus, merkt man, dass der Druck auf die Lunge bzw. den Brustkorb zunimmt", erklärt Johann Watermülder, einer der Gründer der Gruppe. Das Problem sei nicht, Luft zu bekommen, sondern sie wieder in die Umwelt abzugeben. Die Lunge wird bei dieser Krankheit auf das vier- bis fünffache ihres Normalvolumens aufgepumpt und nimmt damit anderen Organen den Platz weg. Außerdem ist irgendwann nicht mehr genügend Sauerstoff in der Lunge enthalten, sodass das Blut nicht mehr damit angereichert werden kann. Anfänglich kommt es so zur Atemnot bei Belastung, im fortgeschrittenem Stadium auch im Ruhezustand. Es folgen Einschränkungen in der Mobilität, den damit einhergehenden Muskelverlust und anderen Begleiterkrankungen. Schätzungsweise leiden rund sechs Millionen Menschen in Deutschland an COPD, heruntergerechnet auf Schaumburg sind es etwa 4.000 bis 6.000 Menschen, die im Landkreis an der Chronic Obstructive Pulmonary Disease leiden. Die Krankheit schreitet langsam und relativ unbemerkt voran. Die Symptome können nämlich auch zu einer ganz normalen Erkältung gehören. Viele Betroffene denken außerdem, diese körperlichen Leiden kommen, weil man älter wird. Besonders betroffen sind Raucher. Aber auch Berufgruppen wie Bergleute, Umweltfaktoren wie Feinstaub oder ähnlichem erhöhten das Krankheitsrisiko. "Nachdem der Arzt bei uns beiden COPD diagnostizierte, mussten wir zwangsläufig mit dem Rauchen aufhören, um unseren Gesundheitszustand nicht weiter zu verschlechtern", sagt Mitbegründer Helmut Oltrogge. Ein Problem ist, dass man sich aufgrund der Atemnot immer mehr aus seinem sozialen Umfeld zurückzieht, weil man zum Beispiel bei sportlichen Aktivitäten mit Gleichaltrigen nicht mehr mithalten kann. Man versucht dann, seinen Körper so wenig wie möglich einer Belastung auszusetzen. "Es handelt sich hierbei um einen Teufelskreis. Die körperliche Verfassung wirkt sich auch auf die Psyche aus", merken die Begründer an. Im schlimmsten Fall kommt es zu Depressionen. Dann tut man nichts mehr und die Krankheit verschlimmert sich. Man fühlt sich alleine. Genau diesem Gefühl des Alleinseins will die Gruppe entgegenwirken. Indem man sich zusammensetzt und miteinander redet und Kontakt zu anderen Menschen hat, kann man helfen. "Wir können natürlich keine Tipps bei Medikamenten oder ähnlichem geben. Das ist bei jedem Erkrankten individuell und wird vom Arzt bearbeitet", sagt Watermülder. Aber durch Informieren über COPD und gemeinsame Aktivitäten kann man etwas bewirken. Im Landkreis Schaumburg ist bisher nicht die Infrastruktur gegeben, um eine COPD richitg zu behandeln. Die Krankheit ist unheilbar, man kann sie lediglich stoppen und den Zustand des Erkrankten stabilisieren. Der einzige Pneumologe, der im Schambuger Land vertreten ist, ist Dr. Lafon in Stadthagen. Mit dem Agaplesion Klinikum gewinnt man zwar eine pneumologische Abteilung hinzu. Wenn man allerdings nicht eingewiesen wird, kann diese nichts für einen tun. "Zudem bräuchten wir ein Sauerstoffmobil, wie es bereits in anderen Landkreisen unterwegs ist", fügt Watermülder an. Mithilfe der Selbsthilfegruppe wollen die Gründer auf ihre Krankheit aufmerksam machen und darüber informieren. Bis jetzt treffen sich regelmäßig sieben bis acht Personen an jedem zweiten Donnerstag des Monats. Aktuell finden die Sitzungen der COPD-ler im Tennisclub Grün-Weiß Stadthagen in der Schachtstraße statt. Um 17 Uhr geht es jeweils los. Foto: privat

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