1. Borderline - was nun?

    Ein Leben zwischen Himmel und Hölle

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    STADTHAGEN (jh). Der Ursprung des Wortes "Borderline" liegt in den Endzügen des 19. Jahrhunderts. Der Psychiater Charles H. Hughes bezeichnete damit erstmals 1884 einen Bereich "borderland" diagnostischer Grenzfälle zwischen Gesundheit und psychischer Krankheit. Die Krankheit galt lange als Grenzstörung zwischen Neurose und Psychose. "Heute ist Borderline als emotional instabile Persönlichkeitsstörung angesehen", erklärt Dr. Susanne Wilke-Vonjahr, Oberärztin der Psychosomatik in der Burghofklinik in ihrem Vortrag zu "Borderline - was nun?"in der Volkshochschule in Stadthagen. Das Versändnis für den Mechanismus der Erkrankung sei inzwischen aber weit vorangeschritten. Rund 1,8 Prozent der Bevölkerung sind an Borderline erkrankt. Borderline-Patienten leiden unter einer Störung ihrer Gefühlsregulation, also der Unfähigkeit ihre inneren gefühlsmäßigen Zustände zu kontrollieren. Dabei dominieren äußerst unangenehme Spannungszustände, die zuweilen als unerträglich empfunden werden. Um diesen Zustand zu verändern, entwickeln Borderline-Patienten bestimmte Strategien, wie Selbstverletzungen. Sie verletzen sich unter anderem, indem sie sich in die Haut schneiden oder sich Verbrennungen zuführen. Doch auch Drogenkonsum oder andere gefährliche Verhaltensweisen, wie beispielsweise balancieren auf Brückengeländern oder Rasen auf der Autobahn werden als Methoden zum Spannungsabbau eingesetzt. Auch die Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen gehört zum Krankheitsbild. Menschen werden erst extrem idialisiert und dann entwertet. Ständig wechselnde Partnerschaften sind keine Seltenheit. Eine ausgeprägte Instabilität des Selbstbildes geht oft einher mit einem chronischen Gefühl von Leere. Das hat extreme Stimmungsveränderungen zur Folge. Erst hoch, dann tief. Unangemessene starke Wut mit häufigen Wutausbrüchen sind ebenfalls ein Teil der Krankheit. Nicht selten sind auch Begleitkrankheiten, wie Depressionen, Angst- oder Essstörungen. Ein geregeltes Leben ist unter diesen Bedingungen für die Betroffenen nicht möglich. Doch es vergehen oft Jahre, bis die Patienten sich in Behandlung begeben. Behandlungserfolge werden vor allem mit der DBT Methode (dialektisch behaviorale Therapie) erzielt. Diese integriert verschiedene Methoden der Verhaltenstherapie und Gruppensitzungen Betroffener. "Wir als Therapeuten stellen den Patienten alle mögliche Hilfe zur Verfügung, die sie benötigen, um ihre eigenen Ziele durchzusetzen", sagt Dr. Wilke-Vonjahr. Es gehe dabei vor allem um die Balance der Gegensätze. Auf der einen Seite das Annehmen von Leid und der Akzeptanz der Krankheit und auf der anderen Seite stehe das Drängen auf Veränderung.

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