1. "Ohne ein Ziel ist der Kampf viel schwieriger"

    Sieben asylsuchende Schüler aus den Sprint-Dual-Klassen der BBS Stadthagen berichten von ihren Erfahrungen

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    STADTHAGEN (jb). Insgesamt 120 asylsuchende Schüler werden momentan an der BBS in Stadthagen unterrichtet - einige von ihnen in sogenannten Sprint-Dual-Klassen. Das sind spezielle Sprachlernklassen, bei der schulisches Lernen mit der betrieblichen Praxis verknüpft wird, um bestmöglich auf eine Ausbildung vorzubereiten. Jede Woche befinden sich diese Schüler für zwei Tage in der Schule und für drei Tage in einem Ausbildungsbetrieb. Dabei machen sie ihren Hauptschulabschluss und können in verschiedene Fachrichtungen wie Ernährung, Hauswirtschaft, Bautechnik und Metalltechnik hineinschauen. Später in den sogenannten Berufsfachschulklassen sind zudem auch Wirtschaft Einzelhandel oder Fahrzeugtechnik möglich. Einer dieser Schüler ist Mateo Mance. Er ist 18 Jahre alt, kommt aus Albanien und ist seit einem Jahr in Deutschland. Seitdem besucht er die BBS und möchte unbedingt in die Gastronomie: Er möchte Koch werden. Dieses Jahr beginnt er seine Ausbildung, nächstes Jahr macht er bereits seinen Abschluss. Zudem erhielt Mateo eine Zertifizierung zum Sprachniveau B1. Dieses Zertifikat, finanziert durch die Bürgerstiftung und bald durch den Förderverein der BBS, erleichtert das Einsteigen in das Berufsleben ungemein. "Am Anfang war es für mich ziemlich schwer. Ich konnte kein Deutsch und kannte niemanden. Doch durch die Unterstützung meiner neuen Freunde und Lehrer fiel mir alles viel leichter", erklärt Mateo und stottert dabei nicht einmal. Auch sein Mitschüler Abdul Majid Hakimi aus Afganistan hat die B1 Zertifizierung. Doch trotzdem hat er große Angst um seine Zukunft. Bald mache er sein Praktikum bei einem Automechaniker, allerdings drohe ihm die Abschiebung. "Das alles ist eine große Herausforderung, zu der ich mich täglich motivieren muss. Der Druck durch das viele Lernen und die Behörden ist groß", kommentiert er. Marwan Yousef ist 19 und kommt aus Syrien. Momentan macht er ein Praktikum bei einem Fliesenleger. "Ich finde diesen Beruf interessant, aber Automechaniker oder Autolackierer ist mein Traumberuf und dafür kämpfe ich. Der Anfang ist für jeden von uns hier schwer, aber wir kämpfen dafür und haben dabei immer unser Ziel vor Augen", erklärt er. Mohammed Jan Diallo ist bereits seit zwei Jahren in Deutschland. Seit er denken kann, wollte er in den Altenpflegebereich gehen. "Jetzt habe ich die Chance dazu und habe sie ergriffen", erzählt er lächelnd, "ich möchte in Deutschland bleiben, um dieses Ziel zu erreichen. Das Asylverfahren ist momentan sehr anstrengend, aber ich schaffe das alles dank der großen Unterstützung. Ich bin sehr dankbar." Dem stimmt auch seine Mitschülerin Shelan Al Adi aus dem Irak zu. Sie möchte Zahnarzthelferin werden. Drissa Toure ist seit drei Monaten an der Schule, doch kann bereits gut Deutsch sprechen. Zuhause schaut er sich zusätzlich YouTube Lern-Videos an, um die Sprache schneller zu verstehen. Ob er zurück an die Cote d´Ivoire möchte? Nein. Denn obwohl ihm alles momentan sehr schwer fällt, möchte er kämpfen. Er möchte Bäcker werden und sieht seine Zukunft hier in Deutschland. Der 20-jährige Mostafa Qurbanzada ist seitdem er 16 ist in Deutschland. Momentan macht er eine Ausbildung zum Maler und Lackierer, nächstes Jahr ist seine Gesellenprüfung. Durch den Kontakt mit vielen deutschen Mitschülern habe er besser gelernt. "Ich habe immer alles gegeben, meinen Abschluss bestanden und direkt danach Bewerbungen geschrieben. Es ist alles super gelaufen - und nächstes Jahr bin ich dann Maler", verkündet er stolz. "Je klarer das Bildungsziel dieser jungen Leute ist, umso motivierter und lernbereiter sind sie", erklärt die zuständige Teamleiterin der Integration und Klassenlehrerin Inga Claaßen-Franze. "Auch wenn viel Energie in unsere Arbeit gesteckt werden muss, freuen wir uns umso mehr, wenn wir die Ergebnisse sehen. Jeder in den Klassen hat einen starken Willen zur Lernbereitschaft." Dem können ihre Kollegen Martina Flebbe, Martin Taubitz, Fabian Michel, Christina Kohnert und Anja Wolff nur zustimmen. Foto: jb

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