STADTHAGEN (bb). Im Rahmen des Bürgerbeteiligungsverfahrens "Forum Innenstadt" haben sich rund 40 Teilnehmer mit den verschiedenen Aspekten einer Umgestaltung der Fußgängerzone in der Stadthäger Innenstadt auseinandergesetzt. Bei der von der Stadtverwaltung im Rathaussaal einberufenen Veranstaltung zeichnete sich ein Meinungsbild ab, das mehrheitlich eine grundlegendere und entsprechend zumindest vorerst teurere Sanierung bevorzugt.
"Richtungsentscheidung treffen" Es gelte eine Richtungsentscheidung zu treffen, erklärte Klaus Schulze vom Büro "B.S.L. Landschaftsarchitekten" in seiner Einführung in das Thema. Einerseits sei es möglich, sich in der Fußgängerzone auf die Reparatur auftretender Mängel zu konzentrieren. Andererseits könne die Stadt eine grundlegende Umgestaltung anpacken. Schulze führte aus, dass sein Büro bei der Bestandsaufnahme allerdings erhebliche Schäden festgestellt habe. Pfützenbildung aufgrund von Senkungen im Pflaster auf Marktplatz und Obernstraße, erhebliche Verschiebungen im Klinkerpflaster auf dem Marktplatz, Schäden an den Treppenstufen auf dem Markt sowie an den Baumeinfassungen lauteten einige der von Schulze aufgeführten Punkte. Die Marktstraße vor Hagemyer sei "kaputt", ein Vollausbau sei hier ohnehin nötig. Hinzu kämen Funktionsstörungen wie das Kopfsteinpflaster und weitere Hemmnisse, die der Barrierefreiheit entgegenständen. Bänke, Betonblöcke und Treppen würden den Markt zergliedern. Dies sei in den 80er Jahren bewusst so gestaltet worden, "aber ist das heute noch das richtige?" Für die Laternen gebe es keinen Ersatz mehr. Überhaupt sei die zum Teil schadhafte Möblierung sehr üppig, verstelle beispielsweise die Sichtachse vom Kaufhaus Hagemeyer zum Markt. Die Ausdehnung des Marktplatzes sei im Vergleich zur Stadtgröße Stadthagens außergewöhnlich, durch die Vielzahl der aufgestellten Elemente und Treppenstufen werde dieser in kleinere Räume aufgeteilt. Dies sei Nutzungen wie bei Wochenmarkt oder Stadtfesten nicht förderlich. Ganz grundsätzlich gelte für bedeutende Teile der Fußgängerzone: "Sie müssen etwas tun". "Aufbruchstimmung durch Neugestaltung" In der von Kirsten Klehn und Ulrich Berding vom Fachbüro "plan zwei" moderierten Veranstaltung diskutierte anschließend eine Gruppe die Vor- und Nachteile der "Reparaturlösung", eine andere die der "großen Lösung", mit einer Neupflasterung in weiten Teilen, grundsätzlichen Umstellung des Beleuchtungskonzeptes und ähnlichem. Dabei wogen die Teilnehmer von Klaus Schulze aufgezeigte Argumente ab und brachten weitere ein. Natürlich sei die umfassende Umgestaltung erst einmal teurer. Bei Reparaturen auf Marktplatz, Obern- und Marktstraße lande man grob bei Kosten von rund 400.000 Euro bis 800.000 Euro, hatte Klaus Schulze ausgeführt. Die Variante Neubau laufe auf einen Rahmen von eher 2,5 bis 3 Millionen Euro hinaus. Das Förderprogramm "Städtebaulicher Denkmalschutz", in dessen Rahmen das Beteiligungsverfahren eingebettet ist, bietet zu diesem Zweck eine Unterstützung von 1,4 Millionen Euro. Bei der "kleinen Lösung" sei allerdings auch in naher Zukunft schon mit weiteren Reparaturen und so weiteren Kosten zu rechnen. Die Frage nach der Gesamthaltbarkeit der gegenwärtigen Pflasterung dränge sich auf. Vorteil der umfassenden Sanierung sei außerdem der Signal-Effekt einer deutlichen Veränderung, der in die Stadt selbst und nach außen strahle. Eine hellere Pflasterung, eine einheitlicherer, aufgeräumter Gesamteindruck, ein Lichtkonzept, das die historischen Gebäudefassaden betone, würden eine ganz neue Wirkung entfalten. Mit der Attraktivitätssteigerung könne eine Aufbruchsstimmung entstehen. Die Teilnehmer legten großen Wert auf eine engere gestalterische Anbindung des "Ankers" Hagemeyer an den Markt. Bei der großen Lösung würden die zeitgemäßen Ansprüche an Barrierefreiheit erfüllt. Gegenargumente gegen die "große Lösung" waren untern anderem die Befürchtung, mit einer gewissen Insellösung würden andere Bereiche der Altstadt abgehängt. Zu hinterfragen sei die Bindung einer hohen Investitionssumme, während die Stadt einer Vielzahl weiterer Aufgaben gegenüberstehe. Bei der Zusammenführung und Gewichtung aller Argumente, zeichnete sich eine überwiegende Befürwortung in Richtung umfassende Sanierung ab. Als örtliche Schwerpunkte mit Handlungsbedarf hoben die Teilnehmer vor allem den Marktplatz, die Marktstraße als Anbindung zu Hagemeyer, die Obernstraße und auch die Niedernstraße hervor. Stadtplaner Gerrit Schwalbach erklärte abschließend, dass wichtige Leitlinien in der Diskussion herausgearbeitet worden seien. Die Entscheidungen zu den Maßnahmen fälle der Stadtrat, dieser habe nun die Möglichkeit, das erarbeitete Stimmungsbild in die Beratungen einfließen zu lassen.Foto: bb