1. Fachkräftemangel eines der Kernprobleme

    Vortrag des Chefvolkswirts der Nord/Lb zum Zinsverlauf und Konjunkturverlauf

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    STADTHAGEN/LANDKREIS (bb). Torsten Windels, Chefvolkswirt der Norddeutschen Landesbank, widmete sich in seinem Vortrag während der "Börsennacht" der Sparkasse Schaumburg der Frage, ob 2018 eine Zinswende im Euro-Raum erfolge. Windels führte aus, dass dies wenig wahrscheinlich sei und die Europäische Zentralbank (EZB) sich voraussichtlich Zeit dabei lassen werde, aus der Phase des Niedrigzinses auszusteigen. Zu Beginn seines Vortrags führte Windels die Schwierigkeit einer Prognose deutlich vor Augen. Ob 2018 eine Zinswende erfolge? "Ich habe keine Ahnung. Wir können die Veranstaltung beenden", erklärte er lächelnd. Um dann doch die wirtschaftliche Entwicklung näher zu beleuchten. Grundsätzlich sei festzuhalten, dass die Europäische Zentralbank mit der Nullzinspolitik und dem Ankauf von Wertpapieren in gewaltigem Ausmaß sich durchaus auf der auch von anderen Notenbanken verfolgten Linie, wie etwa in den USA, Großbritannien oder Japan befinde. In den USA, Ausbruchsort der Finanzkrise, habe die Notenbank als erstes mit dem beschriebenen Kurs auf die Krise reagiert. Die wirtschaftliche Entwicklung habe dort in gewisser Weise einen dreijährigen Vorlauf auf Europa. So lohne sich für die Prognose des Ausstiegs aus der Niedrigzinsphase auch der Blick auf die Vereinigten Staaten. Nach deren Vorbild werde die EZB vermutlich langsam und schrittweise eine Zinswende einleiten. Zunächst komme es voraussichtlich zur Reduktion des Wertpapierprogramms, die allmähliche Rückkehr zum Positivzins könnte folgen. 2018 sei die "Zinswende" jedoch noch nicht zu erwarten. Eher sei 2019 mit der Ankündigung von entsprechenden Schritten zu rechnen, 2020 dann mit ersten allmählichen Erhöhungen. Die Vorhersage bleibe jedoch mit vielen Unsicherheiten behaftet.Mittlerweile habe im gesamten Euroraum eine robuste konjunkturelle Entwicklung eingesetzt. Die Arbeitslosigkeit gehe zurück, auch wenn sie in Südeuropa noch viel zu hoch sei. Die deutsche Wirtschaft erreiche derzeit Wachstumsraten, die eigentlich über ihrem Potential lägen. Wichtiger Grund dafür sei eine massive Zuwanderung. Dabei gehe es weniger um Flüchtlinge, sondern um den Zuzug von Arbeitskräften aus der Europäischen Union. Von 2011 bis 2015 sei es aus Staaten wie Portugal oder Spanien zu einer Nettozuwanderung von rund 1,5 Millionen Menschen gekommen. "Eine Riesenerfolgsgeschichte", so Windels. Zu fragen sei, was passiere, wenn sich in diesen Staaten die Lage bessere und die Menschen zurückkehren würden. Der Fachkräftemangel werde eines der Kernprobleme für die Wirtschaft, wenn es darum gehe, das Wachstumstempo zu halten. Gerade für außenhandelsorientierte Staaten wie Deutschland sei Offenheit in den Wirtschaftsbeziehungen entscheidend. Die Diskussionen über zunehmenden Protektionismus wie etwa in den USA seien entsprechend gefährlich.Foto: bb

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