LANDKREIS SCHAUMBURG (ste). Die Agentur für Arbeit Hameln hat für den heimischen Ausbildungsmarkt Bilanz gezogen: 3.217 junge Menschen meldeten sich vom 1. Oktober 2016 bis 30. September 2017 bei den Arbeitsagentur-Geschäftsstellen und den Jobcentern in den Landkreisen Hameln-Pyrmont, Holzminden und Schaumburg als Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle und damit etwas mehr als im Vorjahr. Ähnlich stieg auch die Nachfrage von Betrieben und Verwaltungen nach Auszubildenden. Sie meldeten der Agentur für Arbeit und den Jobcentern 2.864 Ausbildungsstellen. Im Vergleich zum Jahr zuvor waren dies 31 Stellen mehr. Damit steigt die Zahl der gemeldeten Stellen im vierten Jahr in Folge. Einen klaren Trend erkennt die Arbeitsagentur: Die Unternehmen setzen auf Ausbildung, der Trend zum Studium hält weiter an und die Bewerberzahlen bleiben konstant auf einem hohen Level.
Ursula Rose, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hameln, kommentiert die Entwicklung: "Weiterhin sind es über den gesamten Agenturbezirk mehr gemeldete Bewerber als gemeldete Ausbildungsstellen!" Die gestiegene Zahl an gemeldeten Bewerbern lasse sich damit erklären, dass sich wieder mehr junge Menschen für die duale Berufsausbildung interessieren. Viele Ausbildungsinteressierte entschieden sich letztendlich aber für einen weiteren Schulbesuch oder ein Studium, um einen höherwertigen Bildungsabschluss zu erlangen: "Wir machen daher weiterhin auf die beruflichen Chancen und Möglichkeiten, die eine betriebliche Berufsausbildung bietet, aufmerksam. Entscheidend ist, dass es individuell passt. Nach einem persönlichen Beratungsgespräch in der Berufsberatung kann sich herausstellen, dass eine duale Ausbildung der individuell bessere berufliche Einstieg ist." Auch wenn das Interesse der heimischen Unternehmen an Auszubildenden gestiegen ist, bleiben wie jedes Jahr einige Stellen unbesetzt. In 2017 waren es 98 Stellen, 38 weniger als im Vorjahr. Der Anstieg des Lehrstellenangebotes bedeute auch nicht, dass zeitgleich alle Jugendlichen, die eine Ausbildungsstelle suchten, fündig würden oder eine Alternative fänden: "56 Ausbildungssuchende waren zum 30. September noch ohne Ausbildungsplatz oder eine andere konkrete Perspektive. Im Vorjahr waren dies fünf Jugendliche weniger", so Rose. "Wir befinden uns auf einem sehr guten Niveau: Mit unserer intensiven Beratungsarbeit konnten wir mehr Bewerber für die Ausbildung interessieren. Die Zahl der unversorgten Bewerber ist weiterhin sehr gering. Es ist nicht immer möglich das Angebot und die Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt in Einklang zu bringen. Dabei spielt unter anderem die zum Teil ungünstige Infrastruktur eine Rolle", kommentiert Jens Auberg, Teamleiter der Berufsberatung, die Entwicklungen. Des Weiteren würden manche Profile der Bewerbenden nicht den Anforderungen der Arbeitgeber entsprechen. Andererseits erscheinen den Jugendlichen manche Ausbildungsplätze nicht attraktiv genug. Wichtig werde es auch sein, sich zunehmend den Studienabbrechern zu widmen. Individuelle Gespräche in der Berufsberatung werden bei einer möglichen Neuorientierung helfen, um einen schnellen Wiedereinstieg zu ermöglichen. Im aktuellen Jahr erreichte der erste Jahrgang an geflüchteten Menschen ein annähernd ausreichendes Sprachniveau. Im kommenden Jahr werden mehr Geflüchtete auf den Ausbildungsmarkt gelangen. Motivierte, willige und interessierte Geflüchtete werden sich verstärkt an die Unternehmen wenden, um eine Ausbildung aufzunehmen. Der Anteil an Bewerbern von Fachhochschulen und der allgemeinen Hochschulreife habe sich von 2009 (12,3 Prozent) bis 2017 (24,5 Prozent) fast verdoppelt: "Es hat sich aber wieder gezeigt, dass die Unternehmen auch gerne motivierte Haupt- und Realschüler einstellen. Ein höherer Schulabschluss bedeutet nicht automatisch eine bessere Chance auf eine Ausbildungsstelle", ergänzt Auberg.Für Rinteln und hier insbesondere die Firma "Stüken", stellte Werner Broska aus der Personalleitung fest, dass man einen Rückgang an Bewerbungen beobachte, und dabei noch differenziert besonders im technischen Bereich. Die Bewerber brächten gefühlt weniger mit in die Ausbildung und so müsse man beispielsweise die Arbeits- und Sozialverhaltensnormen durch interne Schulungen am Anfang der Ausbildungsgänge nachschulen. Die Erwartungen für das Duale Studium bei Stüken seien sehr hoch, geschuldet aber auch den extrem hohen Anforderungen, denn der Jugendliche mache neben der Ausbildung in nur zwei Jahren auch noch den Studiengang an der Hochschule oder Uni und sollte im Idealfall, mit auch vernünftigen Leistungen, nach etwa vier Jahren den Bachelor abschließen.Foto: ste