RODENBERG (al). Das "Stockholm" war schon da, der "Gesundbrunnen", natürlich auch Brücken über den "Aue-Fluß" und die heute in Straßennamen verewigten Flure wie "Sud-Wiese" und "Vor dem Thore". Das Schloss zeigt sich in seiner ganzen Größe ebenso wie alle Gärten im wohl noch beschaulichen Grove, während Rodenberg selbst schon aus einer sehr engen Bebauung in Lange Straße, Echternstraße und Mühlenstraße besteht. Eine aus dem Jahr 1770 stammende Karte verrät dies schon auf den ersten Blick. Doch viel mehr noch will ein Workshop ergründen, zu dem sich der Arbeitskreis Stadtgeschichte der Museumslandschaft Amt Rodenberg trifft. Initiator ist der Inhaber und Leiter des kleinen Rodenberg-Verlags, Rudolf Zerries. Neben der Neuauflage einiger Bücher des bekannten Berliner Literaten hatte er im vergangenen Jahr eine Karte aus dem Jahr 1790 reproduzieren lassen, die eine Fülle von Details aus den Bereichen Rodenberg, Nenndorf, Horsten und Waltringhausen enthält. Damals gab es noch nicht einmal die heutige Rodenberger Allee. Zudem war nicht Nenndorf der große Kurort, sondern eher das kleine Deisterstädtchen. Deshalb auch der Eintrag "Gesundbrunnen". Erst 1795 ließ Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel die Straße bauen. Bis dahin gab es nur einen Umweg am Krater vorbei und dann rechts ab in Richtung "Drei Steine". Die Nachwelt verdankt die penible Zeichnung dem Kartographen Friedrich Christian Diedrich Scheller, der sie wohl im Auftrag des Kurfürsten erstellte. Zerries nimmt an, dass sie als Orientierung für die "noch zu gewinnenden Kurgäste" diente – speziell der eher betuchten Zielgruppe. Zudem war die Arbeit wohl auch Planungsunterlage für das Kurzentrum in Nenndorf, das in seinen Grundzügen ebenfalls dargestellt ist. Weil die Karte als sehr feiner Kupferstich mit anschließender Kolorierung aufgelegt wurde, konnte der Rodenberg Verlag aufgrund eines Originalexemplars den hochwertigen Nachdruck veranlassen. Doch für Zerries ist dieser einfach zu schade, ihn hinter Glas an der Wand oder gar in einer Schublade verschwinden zu lassen. Zu aufschlussreich sind die Darstellungen aus einer Zeit, in der die Kartographie gerade erst so richtig begann. Und weil Scheller auch Katasterbeamter gewesen ist, legte er offenbar großen Wert auf Grundstücksgrenzen. So sind selbst Äcker und Kleingärten und weitere Details enthalten, die sich geradezu aufdrängen, sie mit den heutigen Gegebenheiten zu vergleichen.
Und genau diesen Dingen will der Arbeitskreis Stadtgeschichte auf den Grund gehen – am besten sogar mit einer Lupe. Der auch für interessierte Gäste offene Workshop beginnt am Donnerstag, 9. November, um 19 Uhr im "Backhaus aktiv". Anmeldungen werden erbeten unter (05723) 913 620 oder unter rudi@zerries.de. Wer nicht bis dahin warten will oder keine Zeit hat, kann sich natürlich selbst auf Spurensuche begeben. Denn die Nachdrucke sind zum Preis ab 14 Euro in der Rodenberger Deisterbuchhandlung erhältlich. Foto/Repro: al