1. Monstrum beendet lange Reise

    Spätgotisches Taufbecken ist zurück an seinem Platz in der Hülseder Kirche

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    HÜLSEDE (al). 500 Jahre lang ist er nur von hiesigen Kirchgängern beachtet worden. Jetzt haben ihn rund 10.000 Augenpaare bewundern können: Der spätgotische Taufstein von St. Ägidien in Hülsede kehrte von seiner langen Reise zurück. Er galt als Höhepunkt einer Ausstellung in der Lutherstadt Wittenberg aus Anlass des Reformationsjubiläums.

    Wie berichtet, war er im Januar demontiert worden. Zum Glück wusste der Hessisch Oldendorfer Steinmetzbetrieb Meier noch von einer früheren Reparatur im Jahr 1999. Damals hatten die Experten entdeckt, dass das rund 500 Kilogramm schwere Objekt aus zwei Teilen besteht: dem Sockel und der mächtigen Schale mit ihren Verzierungen. Entsprechend zerlegt, kam die schwere Fracht jetzt wieder in Hülsede an. Wie beim Abtransport erwies sich die Rückkehr erneut als ein kniffliges Stück Arbeit in dem engen Gotteshaus und unter der niedrigen Empore im Turmbereich. "Sonst bewegen wir ja Grabsteine auf Friedhöfen", räumte Mitarbeiter Volker Dreier ein. Mit seinen Kollegen Merlin Wolf und Enis Licina brachte er die schwere Last mit dem Hubwagen über durch hölzerne Rampen versehene Treppenstufen sicher in das Gebäude. Dort waren schon Bänke beiseite gerückt und ein Flaschenzug installiert worden. Mithilfe etlicher Metallstangen rollte das Becken schließlich wieder auf seinen historischen Platz. "Unbeschädigt", wie sich anwesende Kirchenvorsteher überzeugen konnten. Der Hülseder Eckhard Arndt, der die Aktion betreut und den Transport nach Wittenberg begleitet hatte, ist immer noch tief beeindruckt, wie sehr der Hülseder Besitz die Präsentation der hannoverschen Landeskirche dominierte. Im Rahmen der "Weltausstellung Reformation 2017" hatte sie das Thema "Erlebnis-Raum Taufe" beigesteuert. Neben etlichen weiteren Exponaten und Multimediastationen war der Taufstein letztlich der Höhepunkt des Rundgangs. In Hülsede soll dem aus dem 15. Jahrhundert stammenden Stück nun eine weitere Zutat zuteil werden. Von dem schweren Deckel des rund einen Meter breiten Beckens ist vor etlichen Jahren ein hölzerner Aufsatz vermutlich abgebrochen. Arndt ermittelte nach historischen Fotos dessen Maße, die ein Drechsler für die Anfertigung eines passenden Ersatzes benötigte. Eine Fachfirma sorgt derzeit für den letzten Schliff und einen passenden Anstrich. Arndt würde gern auch die aus dem Jahr 1671 stammende kleine Taufschale restaurieren lassen: Zinkpest hat die Gravur auf dem Rand weitgehend unleserlich gemacht. Foto: al

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