1. "Es werden sich gar keine Gedanken gemacht"

    Trauriges Ende, wenn ein 35-Kilo-Labrador auf einen betagten Mann trifft / Erst nachdenken, dann ein Tier anschaffen

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    BAD NENNDORF/RODENBERG (jl). Das Internet macht es einem leicht: Zum Spottpreis werden Tiere feilgeboten. Diese leichtsinnigen Anschaffungen ärgern Jutta Schneider, Vorsitzende des hiesigen Tierschutzvereins. Denn sie und ihre Mitstreiter sind es, die die Vierbeiner letztlich in ihre Obhut nehmen und sie mithilfe von Hundetrainern wie Nicole Richter wieder sozialisieren müssen. Den Fall eines 35-Kilo-Labradors, den sich ein betagter Herr erst angeschafft und dann aus gesundheitlichen Gründen wieder abgegeben hat, nehmen die beiden Frauen zum Anlass für einen Appell: erst nachdenken, dann das Tier anschaffen.

    Über den Aushang in einer Hundeschule wurde der Mann aus der Samtgemeinde Rodenberg, um die 70 Jahre alt, auf den "Labbi" aufmerksam. Er fuhr bis an den Rhein, um ihn abzuholen – kostenlos. Schnell war er mit dem lebhaften und schlecht erzogenen Rolf Bello überfordert. Eines Sonnabends stand er mit einem ärztlichen Attest, er könne den Hund nicht halten, vor der Auffangstation. Seitdem wartet Rolf Bello hier auf ein neues Zuhause. Fast zwei Wochen mussten ihn die Mitarbeiter aus der Hand füttern, um sein Vertrauen zu gewinnen. Hundetrainerin Richter hilft bei der Erziehung. Der sechsjährige Rüde mache zwar Fortschritte, sei aber nach wie vor nicht einfach zu handeln, sagt sie. Er hat einen hohen Spieltrieb und braucht viel Aufmerksamkeit. "Es werden sich überhaupt keine Gedanken gemacht", kritisiert sie derartige Schnellschüsse. Das wirft auch Schneider dem älteren Herrn vor: Er hätte sich vorab informieren müssen, ob er überhaupt in der Lage ist, einen Hund dieser Größe zu halten. Ein anderes Problem stellt der Internethandel mit Heimtieren dar, für dessen Verbot der Deutsche Tierschutzbund mit einer Eingabe kämpft. "Da ist der Gesetzgeber gefordert", mahnt Schneider. Das schnelle Geschäft einzudämmen, sei jedoch schwierig. Denn auch hier gelte, ergänzt Richter: "Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Wer einen Hund auffällig günstig bekommt, sollte aber hellhörig werden. Oft verbergen sich dahinter dubiose Vereine, die Hunde "aus dem Ausland herkarren und wahllos an Interessenten abgeben", so Schneider. Die Tiere bekommen eine gefälschte Vita und ein herzerweichendes Schicksal. etztlich kommen sie krank und mitunter verhaltensauffällig an. Mehrfach-Vermittlungen werden eingeplant, weil Halter die Tiere zurückgeben. "Das ist ein Markt, mit dem Geld gemacht wird", empört sich Schneider, "das ist nicht im Sinne des Tierschutzes". Foto: jl

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