1. SPD-Wahlkampf hat Früchte getragen

    Rot liegt eindeutig vor Schwarz / "Unerwartetes" Ergebnis für CDU / Grüne müssen erhebliche Verluste hinnehmen

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    SAMTGEMEINDE NENNDORF (jl). Es ist zehn vor sechs am Sonntagabend. Maike Hastedt huscht ins Wahllokal in der Curanum-Residenz. Sie ist eine von 9.774 Nenndorfern, die die Wahl zum Niedersächsischen Landtag mitbestimmt. Die Beteiligung liegt damit bei 69,26 Prozent, das sind fast vier Prozentpunkte mehr als 2013. "Wer nicht wählen geht, darf auch nicht meckern", begründet sie ihren Gang zur Wahlurne. Das habe sie so beigebracht bekommen. Der Countdown läuft, noch drei Minuten. Ein junger Mann sprintet noch durch die Tür und holt sich seinen Wahlschein ab. Es dauerte nur wenige Sekunden, ehe die letzte Stimmabgabe in der Box landet. Pünktlich um 18 Uhr fallen die Türen ins Schloss. Peter Filip, Wahlvorstand, schüttet einen Zettelberg auf die Tische. Die mühselige Arbeit des Auszählens beginnt. Während er für sich und seine Helfer gut zwei Stunden als Zeitfenster ansetzt, gibt es die überraschende Tendenz bereits eine halbe Stunde später nach fünf von 22 ausgezählten Wahlbezirken: Die SPD führt das Balkendiagramm mit gut 43 Prozent haushoch an, die CDU kommt auf etwas mehr als 33 Prozent. Zum Vergleich: 2013 hatten beide Parteien noch näher aneinander gelegen, die Schwarzen waren bei den Erst-, die Roten bei den Zweitstimmen stärker gewesen. An den Verhältnissen ändert sich kaum noch etwas, um 20.10 Uhr steht fest: Die Sozialdemokraten um Kandidat Karsten Becker entscheiden auch in der Samtgemeinde Nenndorf die Wahl klar für sich. Im Vergleich zum Landestrend packen sie sogar noch eine Schippe drauf: 39,89 Prozent lautet das vorläufige Endergebnis. Deutlicher Sieger ist auch Becker persönlich. Mit etwas mehr als 44 Prozent bei den Erststimmen lässt er seine CDU-Kontrahentin Colette Thiemann (37,41 Prozent) deutlich hinter sich.

    Kein Wunder, dass die Freude bei seinen hiesigen Genossen groß ist. Von "völlig anderen Voraussetzungen" hatten sie nach dem Bundeswahlfiasko gesprochen, und sogleich mit dem Umplakatieren begonnen. Sie sollten Recht behalten. "Das freut uns ungemein", sagt Udo Husmann, Vorsitzender der Samtgemeinde-SPD. "Das zeigt, dass unser sehr engagierter Wahlkampf Früchte getragen hat." Sein Dank gilt Becker für die jahrelange Unterstützung vor Ort, vor allem bei den Protesten gegen den Nazi-Aufmarsch. Den deutlichen Vorsprung schreibt Husmann dessen "Schaumburg-Bezug" und "hoher Präsenz in den letzten Jahren" zu. Unerwartet sei das Ergebnis für die CDU gekommen, wie deren Nenndorfer Chef, Fabian Heine, einräumt. "Ich bin sehr überrascht, dass die SPD so weit vorne liegt", sagt er auch mit Blick auf die letzte Kommunalwahl, aus der die CDU in der hiesigen Samtgemeinde als stärkste Kraft hervorgegangen ist. Allerdings: Für Thiemann als "neues Gesicht in Schaumburg" sei es von vornherein schwierig gewesen, insbesondere rot-geführte Gemeinden wie Haste und Suthfeld für sich zu gewinnen. Die dortigen Ratsmehrheiten spiegelten sich im Wahlergebnis wider, so Heine. Und: "Die Person scheint immer wichtiger zu sein als die Partei." Der Landes-SPD attestiert er, den "eindeutig besseren Wahlkampf" geführt und mehr Leute mobilisiert zu haben. Von einer "gewissen Enttäuschung" spricht Imke Hennemann-Kreikenbohm, die für die Grünen im Wahlkreis 37 kandidiert hatte. Während das Erststimmen-Resultat mit acht Prozent dem von vor fast fünf Jahren entspricht, musste ihre Partei bei den Zweitstimmen erhebliche Einbußen hinnehmen: von 12,2 auf 7,49 Prozent. "Die geringeren Prozentsätze auf Landesebene spiegeln sich durch die Bank in den Wahlkreisen wider", so die Bad Nenndorferin. "Das ist ausbaufähig, wir wollen mehr." Die FDP kann knappe sieben Prozent für sich verbuchen, die AfD 6,5 Prozent und die Linke etwas mehr als drei Prozent. Foto: jl

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