1. "Ist doch egal, was man wählt"

    Rintelner wollen sich nicht öffentlich zur Landtagswahl äußern / "Das bringt doch nur Probleme auf der Arbeit!"

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    RINTELN (ste). Rinteln ist RTL-Wahlstadt und quasi eine durchschnittliche Niedersachsenstadt mit durchschnittlichem Einkommen, durchschnittlichen Wählerinnen und Wählern und durchschnittlichem Wahlverhalten. Deshalb wählte der private Fernsehsender RTL auch Rinteln im Vorfeld der Wahl als "Wahl-Stadt" aus, befragte Menschen nach ihren Sorgen und Nöten, nach ihren Hoffnungen und auch nach dem, was sie bei der Wahl als wichtige Themen zu einer Entscheidung antreibt. Auf der Suche nach O-Tönen für diese Wahlberichterstattung im Schaumburger Wochenblatt fanden sich jedoch keine Freiwilligen, die sich öffentlich zur Wahl oder ihrem Wahlverhalten äußern wollten. Dabei gab es Infos von eben diesen befragten Menschen genug: "Ist doch völlig egal, was man wählt, die machen doch sowieso alle das selbe", hieß es von einem Mittsechziger. Etwa zehn Jahre älter und ebenfalls nicht wortkarg sagte ein Wähler: "Wenn ich jetzt etwas zur Wahl sage, dann dürften sie das sowieso nicht 1:1 abdrucken!" Und dann wetterte er los über Flüchtlinge, die das ganze Geld in den Rachen gesteckt bekommen und nicht abgeschoben werden: "Warum kommen die Männer hier her zu uns und nicht die Frauen und Kinder, die vielleicht Schutz brauchten", fragte er und beklagte dann noch, dass es ohnehin keine Partei geben würde, die sich um das Hauptthema "Flüchtlinge" richtig kümmern würde. OK: Starker Tobak. Aber auch der Wähler der Linken, der kurz darauf befragt wurde, wollte seinen Namen nicht in der Zeitung lesen: "Die soziale Schere geht immer weiter auseinander, die Armen werden immer ärmer, die Reichen immer reicher. Da hilft nur eins: Die Linke!"Öffentlich dazu stehen: "Warum, was hilft mir das. Dann werde ich nur als Kommunist angefeindet und kriege vielleicht Probleme auf der Arbeit!" Fast konnte man denken, dass nur die Extreme im Focus der Wähler stehen. Aber selbst die vielen "...ganz durchschnittlichen Wähler" von den etablierten Parteien geben sich wortkarg. So richtig "sexy" scheint weder die Wahl von Stephan Weil noch Bernd Althusmann zu sein. Oder man fühlt sich vielleicht als zu spießig, "etabliert" zu wählen. Einfacher wäre es da gewesen, die politischen Namen der Stadt zu befragen, wie etwa den CDU-Fraktionsvorsitzenden Veit Rauch oder sein SPD-Pendant Astrid Teigeler-Tegtmeier. Doch deren Aussagen sind hinlänglich bekannt und natürlich eingefärbt von ihren eigenen Parteien, für die sie sich im Wahlkampf stark machten, so dass wir darauf bewusst verzichteten. Plötzlich meldet sich aber doch noch jemand, der mit seinem Namen in der Zeitung kein Problem hätte: "Wenn ich gewählt hätte, dann hätten Sie mich gerne zitieren dürfen!" Also vielleicht eine Geschichte in einem der Wahllokale abgreifen. Ein "Fundkind" hatte man im Wahllokal im Foyer des Brückentorsaals zu verzeichnen, aufgefunden von einem älteren Herrn auf dem Weg zur Wahl und später abgeholt von der Mutter, die schon eine Vermisstenmeldung bei der Polizei aufgegeben hatte. Aus einem anderen Wahllokal dann doch noch eine richtige Geschichte, doch auch hier wieder ohne Namen: "Da kommen doch eine Frau und ein Mann, beides Russland-Deutsche, ins Wahllokal und sie will unbedingt zusammen mit ihrem Mann in einer Kabine wählen. Als wir das untersagte, schimpfte die Frau: Typisch Deutsch!" Das fand man dann im Wahllokal so richtig gut, denn geheime Wahl ist - vielleicht anders als man das aus anderen Ländern kennt - nun einmal "Typisch Deutsch".Foto: ste

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