BAD NENNDORF (jl). Eine Bildervernissage mit nachdenklich stimmenden Worten, die einen an das eigene Glück und die kleinen Dinge des Lebens erinnern: Erlebt haben es zahlreiche Curanum-Bewohner und Gäste, als sie im Foyer die Eröffnung der Ausstellung "1000 Gesichter" von Kornelia Hoffmann feierten. Musikalisch eingerahmt wurde der Nachmittag von Rainer Fricke, ein Freund Hoffmanns, mit Liedern von Reinhard Mey und Hannes Wader.
"Die Bilder geben den Leuten etwas", sagte Einrichtungsleiter Jörg Bodenberger. Schließlich blieben Bewohner wie Gäste davor stehen und unterhielten sich darüber. Eines habe bei ihm persönlich jedoch noch zu Erklärungsbedarf geführt: Meist sind die Augen auf den Bildern geschlossen. Den Redepart der an der Nervenkrankheit Multiple Sklerose leidenden Künstlerin – sie ist nicht mehr gut zu verstehen –übernahmen ihre Töchter. Dabei hinterließen sie nicht nur warme Worte, sondern auch Selbstkritik und Denkanstöße. "Ich sehe meine Mutter heute mit anderen Augen", sagte Nora Hoffmann (19). Sie fragte, warum man erst etwas wertzuschätzen wisse, wenn es einem genommen werde. In ihrem Fall sei es die Selbstverständlichkeit ihrer Mutter, nicht nur beim früheren Broteschmieren. Als Ausgleich beschrieb sie die stundenlange Malerei ihrer Mutter bei Jazzklängen und Musik aus den Achtzigern. Die Farben, Figuren und Muster ihrer Werke spiegelten die Harmonie und Ruhe wieder, nach der sie sich immer gesehnt habe. Lea Hoffmann, die ältere Tochter, sprach vom "Ruf nach Liebe". Die heute 50-Jährige, so die 24-Jährige, war eine wunderbare Mutter – eine Leere-Milchtüten-Wegschmeißerin und "Hab einen schönen Tag"-Zettelschreiberin. Denn genau diese kleinen Dinge des Lebens seien so wertvoll. "Oft haben Menschen vergessen, was sie in ihrem Herzen glücklich macht", rief sie auf, sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Selbstkritisch erinnerte sie sich an einen Dänemarktrip, den ihre Familie aus Bequemlichkeit nicht angetreten sei – damals konnte ihre Mutter noch am Rollator gehen. Über die vielfach geschlossenen Augen in den Bildern sagte sie: "Die Ruhe und das Glück sollte jeder in sich suchen – Bringen wir damit die 1000 Gesichter selbst zum Strahlen." Ein langjähriger Freund der Familie hatte noch eine andere Antwort. Er glaube, "Kornelia hatte und hat eine Wahrnehmung, was für das Auge nicht sichtbar ist". Foto: jl