1. "Stadthagen steht vor merklichem Wandel"

    Bürgermeister Oliver Theiß: Chancen zu entscheidenden Weichenstellungen nutzen / Selbstwahrnehmung verbessern

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    STADTHAGEN (bb). "Stadthagen wird sich in den nächsten fünf Jahren deutlich verändern", betont Bürgermeister Oliver Theiß im Pressegespräch. Zweifellos sei Handlungsdruck auf vielen Feldern vorhanden, die Stadt habe jedoch auch eine Reihe von Entwicklungen vorangetrieben, die in absehbarer Zeit zu auch sichtbaren Fortschritten für Stadthagen führen würden. "Wir sollten endlich auch in der öffentlichen Diskussion mehr darauf achten, die positiven Aspekte zu betonen", so der Bürgermeister.

    Diese Ansicht hätten auch Bürger immer wieder bei Treffen in den verschiedenen Beteiligungsforen geäußert, wie Theiß festhielt. Sie hätten dabei den Eindruck geäußert, dass die Darstellung und häufig auch die Selbstwahrnehmung Stadthagens deutlich negativer seien als die tatsächliche Lage. Mit entsprechenden Folgen für das Image. Vor diesem Hintergrund gelte es festzuhalten, so der Bürgermeister, dass die Stadt durchaus Fortschritte erreiche und zuletzt wichtige Entwicklungen aufgegleist habe. Zu nennen sei beispielsweise eine Reihe von Einzelmaßnahmen. So bestünden gute Aussichten in absehbarer Zeit mehrere Leerstände in der Innenstadt wieder mit Leben zu füllen, nämlich in der Niedernstraße, der Obernstraße, der Rathauspassage und der Marktstraße. Neben Tröpfchen und Co. sei nun beispielsweise auch ein Orthopädie-Betrieb im Begriff sich anzusiedeln. Grundsätzlich bleibe Stadthagen trotz des erheblichen Strukturwandels in dieser Branche ein starker Einzelhandelsstandort, ablesbar an der Zentralitätskennziffer. Die Einführung des gebührenfreien WLAN-Netzes in der Innenstadt, Ladestationen für Elektroautos, das neue Car-Sharing-Angebot seien alles einzelne zukunftsweisende Neuerungen für Stadthagen. Während der Ausbau der schnellen Internetanbindung laufe, sei ja absehbar, dass gerade im gewerblichen Bereich höhere Übertragungsraten als 50-Mbit wichtig seien. Deshalb entwickle die Verwaltung bereits Modelle, wie in bestimmten Gebieten entsprechend leistungsstärkere Anschlüsse ans Internet erreicht werden könnten. Diese würden nach ausreichender Vorbereitung der Politik vorgestellt. Schon länger sei eine positive Entwicklung im Gewerbegebiet am Helweg absehbar, diese werde mit dem Baufortschritt der Augenklinik und beispielsweise der Ansiedlung von "Deisterbike" nun sichtbar. Vielen sei nicht bewusst, dass nicht wahrnehmbar von der Öffentlichkeit Ansiedlungen in Innenstadt und Gewerbegebieten oftmals eine große Zahl von Gesprächen von Bürgermeister, Wirtschaftsförderer und weiteren Verwaltungsmitarbeiten mit potentiellen Investoren vorausgehen, von denen sich manche auch kurz vor dem Erfolg wieder zerschlagen. Für andere gelinge es in teils langwierigen Prozessen, die für den Investor nötigen Rahmenbedingungen zu verbessern. Beispielhaft sei hier auch die Entwicklung eines Facharztzentrums in der Bahnhofstraße zu nennen. Ein Prozess, der mehrmals stockte und fast zum Erliegen kam, nun jedoch wieder auf einem vielversprechendem Weg sei. "Wenn alles gut läuft, können im nächsten Jahr die Bagger anrücken", so Theiß. Natürlich sei der Einfluss der Stadt auf privatwirtschaftliche Entscheidungen begrenzt. Durch vermittelnde Gespräche, durch das Zusammenführen von Akteuren könne es aber gelingen, mancher von einem Abbruch bedrohten Entwicklung wieder neuen Schwung zu verleihen. Darum bemühe sich das Team immer wieder mit hohem persönlichen Einsatz. Die dazu nötigen persönlichen Vermittlungsmaßnahmen würden allerdings notwendigerweise nicht öffentlich stattfinden. Frischer Wind komme auch in die Entwicklung im Gewerbepark auf dem ehemaligen Alcatel-Gelände. Der neue Investor gehe strukturiert daran, "tolle Ideen" für den Standort umzusetzen. Ein Prozess, den die Wirtschaftsförderung gern aktiv begleite und der die Chance biete, diesen zu einem innovativen, eng in die Stadt eingebundenen Gewerbezentrum aufzuwerten. Die Sanierung des Lusthauses/Schlossgartencafés gehe voran, die zukünftigen Betreiber hätten ein innovatives Konzept für die gastronomische Nutzung vorgelegt. Einen kräftigen Schub für die Stadtentwicklung würden auch die beiden Förderprogramme versprechen, dank denen bedeutende Beträge in die Aufwertung von Altstadt und dem Viertel südlich des Tulpenweges fließen. Neben der Unterstützung von Privatleuten bei der Sanierung von Gebäuden könnten nun lange angestrebte Maßnahmen im öffentlichen Raum wie die Erneuerung des Kopfsteinpflasters in der Fußgängerzone oder eine Umgestaltung des Marktplatzes erreicht werden. So solle eine umfassende Aufwertung der Innenstadt eingeleitet werden. Wichtig sei ihm eine breite Einbindung der Bürger in Entwicklungsprozesse, so Oliver Theiß. Einerseits um die Ideen und Vorstellungen verschiedener Gruppen einfließen zu lassen, andererseits um eine hohe Akzeptanz der Maßnahmen zu erreichen. Das gelte auch für das moderne Verfahren zur Erarbeitung einer Gesamtstrategie für die Entwicklung Stadthagens. Angesichts eines Schuldenstandes von rund 12 Millionen Euro und eines strukturellen Defizites sei es entscheidend, über dieses Instrument zu einer Gestaltung der Stadtentwicklung auf systematischerer Grundlage zu kommen. Bisher seien immer wieder wohlgemeinte Einzelmaßnahmen angeschoben worden, die zu einem Gesamtanstieg der Ausgaben geführt hätten. Darüber sei eine finanzielle Schieflage eingetreten, die zwar festgestellt, aber über Jahre nicht grundsätzlich angegangen worden sei. Diese müsse nun mit klarer Schwerpunktsetzung geradegerückt werden. Gern wäre er in den Prozess zur Erarbeitung einer Gesamtstrategie schon zu einem früheren Zeitpunkt eingestiegen, erklärte Theiß. Als parteiloser Bürgermeister verfügt Theiß nicht über den Rückhalt einer "Stammfraktion" im Rat. So werde mancher Vorschlag der Verwaltung von den Gruppierungen des Rates besonders kritisch geprüft, so der Eindruck des Bürgermeisters. Dies habe dann gelegentlich zur Folge, dass einige Vorhaben erst mit Verzögerung angegangen werden könnten. Hier wünsche er sich, auch mit Blick auf das große Engagement der Verwaltungsmitarbeiter, manchmal eine offenere Herangehensweise der Ratsmitglieder, um Konzepte schneller umsetzen zu können. Stadthagen bringe im Landkreisvergleich eine besonders hohe Zahl von Flüchtlingen unter, stehe hier also vor einer besonderen Herausforderung. Diese sei bisher gut bewältigt worden. Das stelle an die Verwaltung aber auch erhöhte Anforderungen, die bisher mit dem vorhandenen Personal aufgefangen worden sei. Vor diesem Hintergrund sei auch die Einstellung einer Integrationsbeauftragten so wichtig. Bei der Kinderbetreuung stehe die Stadt mitten in einem weiteren Ausbau des Angebotes in den Kitas, um für junge Familien attraktiv zu sein und die Vereinbarkeit von Familien und Beruf zu erhöhen. Aber auch diese Maßnahmen seien mit Investitionen verbunden, für die entsprechende Schwerpunktsetzungen im Haushalt nötig seien. Insgesamt sehe er Stadthagen mit einer Reihe von eingeleiteten Maßnahmen auf gutem Weg, die sich eröffnenden Chancen zu nutzen. Mit ausdauernder Zähigkeit werde er sich dafür einsetzen, die dafür nötigen Entscheidungen weiter voranzutreiben, schloss Oliver Theiß.Foto: bb

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