LAUENAU (al). Mit recht unkonventionellen Mitteln hat der Medienpädagoge und Filmemacher Wilfried Brüning bei einem Vortragsabend im Lauenauer Sägewerk nachhaltig Eindruck hinterlassen. "Zwischen zwei Welten" sieht er Kinder im heutigen digitalen Zeitalter und riet zu aktiver Mediennutzung. Zugleich warnte er vor zu viel passivem Bildschirm-Medienkonsum: Das wissbegierige Gehirn eines Kindes verkümmere regelrecht. Die Veranstaltung wurde von der BKK 24 und der Sparkasse Schaumburg unterstützt.
Der Vorsitzende des Fördervereins der Lauenauer Albert-Schweitzer-Schule, Tim Jungmichel, begrüßte in Vertretung der erkrankten Schulleiterin Nadine Watzlawczyk die rund 150 Zuhörer, darunter auffallend viele Kinder und Jugendliche. "Hör auf zu daddeln" und "schalt doch mal das Handy aus", sei auch bei ihm zu Hause regelmäßig ein Thema. Zustimmendes Kopfnicken der im Saal befindlichen Väter und Mütter. Brüning aber machte umgehend klar: "Das wird heute kein Kreuzzug gegen die digitalen Medien." Denn diese in den letzten zwei Jahrzehnten gewachsene "Revolution" sei unumkehrbar. Eltern sollten deshalb ihre Kinder stark machen, dass diese über die Geräte herrschen und nicht umgekehrt. Er wisse von Managern des Apple-Konzerns ("Die haben nur Bits und Bytes in ihrer Blutbahn!"), dass diese ihre Kinder auf Waldorf-Schulen schicken – abseits technischer Verlockungen. "Nur wer lebenstüchtig ist, wird auch flexibel im Denken." Eine aktive Mediennutzung wie Recherche im Internet, das Lesen elektronischer Zeitschriften oder auch der Umgang mit einem digitalen Fotoapparat sei nur zu begrüßen; nicht dagegen das stundenlange Spielen. "Wenn ein Kind eine Playstation haben will, kaufen Sie ihm lieber eine Videokamera", riet Brüning. Er begründete dies mit den Abläufen im Gehirn. Schon als Kind lerne der Mensch normalerweise das schnelle, effektive und nachhaltige Denken: "Deshalb fragen Dreijährige pausenlos nach dem Warum und Wieso." Hundert Milliarde kleine Zellen ("Neuronen") wollen gefüttert werden. Würden diese nicht gefordert, verkümmern sie. Das geschehe beim passiven Medienkonsum: "Der achte Level eines Computerspiels ist nicht der eigene Erfolg, sondern der des Programmierers." Vorlesen, lesen, Experimente mit einer Kamera würden Kindern das Spektrum der eigenen Phantasie erkennen lassen. Schon heute seien Folgen des stundenlangen Spiels am Bildschirm in der Arbeitswelt erkennbar: Jungen Auszubildenden würden Ausdauer und Belastbarkeit fehlen. Mit Nachdruck plädierte Brüning dafür, dass Kinder das Programmieren lernen: "Aber das wird mit einer Playstation nicht geboten." Foto: al