1. Schluss mit der Marktstöberei am Sonntag

    Gericht verbietet sonntägliche Flohmärkte: Bad Nenndorfs Veranstalter Dieter Wächter und Tausende andere wehren sich

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    BAD NENNDORF (jl). "Ein paar Jahre wollte ich das eigentlich noch machen", sagt Dieter Wächter. Seit 50 Jahren ist das Sammeln und Verkaufen seine große Leidenschaft. Statt eines Lächelns, das sonst beim Wort Flohmarkt auf seinen Lippen tanzt, steht ihm jetzt die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Morgen organisiert der 64-Jährige seinen Groß-Flohmarkt auf dem Möbel-Heinrich-Parkplatz (9 bis 16 Uhr) Stand jetzt zum vorvorletzten Mal. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Lüneburg hat entschieden, dass gewerbliche Flohmärkte an Sonn- und Feiertagen "grundsätzlich unzulässig" sind. Der Beschluss ist mittlerweile rechtskräftig. Für Wächter und zig andere heißt das: Sie können ihren Flohmarkt nicht mehr veranstalten, weil die Flächen sonnabends – und an verkaufsoffenen Sonntagen, wenn Flohmärkte generell erlaubt sind – nicht frei sind.

    Wirklich überraschend sei das richterliche "Machtwort" nicht gekommen, so der Trödelliebhaber. Bis dato hatten die Zulassungsbehörden – in seinem Fall der Landkreis Schaumburg – die entsprechenden Paragraphen des Feiertagsgesetzes mal mehr und mal weniger liberal ausgelegt. Der OVG-Beschluss aber schränkt den Ermessungsspielraum nun deutlich ein. Die hiesige Kreisverwaltung sei "machtlos", seufzt Wächter. Derzeit lasse sie die Rechtslage in ihrer juristischen Abteilung prüfen. Die Chancen stünden schlecht. "Es ist leichter, das Gesetz zu ändern, als zu versuchen, den Beschluss zu kippen", weiß Wächter. Eine Interessengemeinschaft für den Erhalt von Sonntagsflohmärkten hat sich zusammengeschlossen, um eine Petition an den niedersächsischen Landtag auf den Weg zu bringen. 18.000 Unterschriften will sie hierzulande sammeln – online (www.sonntagsflohmarkt-niedersachsen.de) und auf den Märkten. Auch Wächter wird bei seinem morgigen Trödelevent um Unterstützer werben. Er sagt: "Groß-Flohmärkte sind eine der letzten Bastionen gegen das übermächtige Internet." Und dort könne 24 Stunden lang ver- und gekauft werden. Für ihn und etliche tausend andere – allein rund 10.000 Niedersachsen haben bereits die Petition unterzeichnet – sind die Sonntagsmärkte ein "Kulturgut". Der Kurstädter vergleicht sie sogar mit einem Freizeitpark, spricht von einem "Eventcharakter": Tausende von Besuchern nutzten sie regelmäßig als "spannendes Freizeitangebot für die ganze Familie". Und tausenden Anbietern sicherten sie auch die Existenz. "Hier ist keiner zur Sonntagsarbeit verdonnert", verdeutlicht Wächter, "alle agieren völlig freiwillig". Die weiteren Märkte in diesem Jahr – am 5. November und 3. Dezember – finden wie geplant statt. Die ersten Flohmärkte in 2018 aber werden wohl ausfallen, bleibt Wächter realistisch. Er will am Ball bleiben. Und sobald er wieder eine Genehmigung erhält, macht er weiter: "Das bin ich meinen Händlern und Kunden schuldig." Foto: jl

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an