Im Jahre 1967 sei zwar das Fernsehen bunt geworden, so die Vorsitzende des Vereins Lebenshilfe Ute Gonschior in ihrem Vortrag zur Geschichte der Lebenshilfe, die Welt für Menschen mit Behinderung sei jedoch noch immer eher "grau-weiß" geblieben. Im Unterschied zu heute habe es damals nämlich für die Betroffenen noch so gut wie keine Unterstützung gegeben. "Die Eltern und Angehörigen waren allein gelassen mit all ihren Problemen", hielt die Vorsitzende fest. Lediglich in privatem Kreis habe es Treffen gegeben, um sich gegenseitig Mut zu machen. Allerdings erwuchs im Landkreis Schaumburg-Lippe bald die Initiative, über eine Interessengemeinschaft einen örtlichen Lebenshilfe-Verband zu gründen, erklärte sie. Als Organisator und dann auch erster Vorsitzender schob Heinrich Schmidt 1967 die Gründung der "Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind, Kreisvereinigung Schaumburg-Lippe" an. Zunächst bestanden die Angebote für die bald 400 Mitglieder aus Fachvorträgen und Filmen, im privaten Kreis wurden Betreuungsmöglichkeiten geschaffen. Die Tätigkeiten weiteten sich jedoch bald ganz erheblich aus. Auf Drängen der Lebenshilfe gründete der Landkreis einen heilpädagogischen Kindergarten und eine Tagesbildungsstätte. Zwischen den Mitarbeitern der Tagesbildungsstätte und ihrem Leiter, später Manfred Seller, und dem Elternrat mit dem Vorsitzenden Gerd Mühlmeister habe sich eine enge Gemeinschaft entwickelt, wie Gonschior festhielt. Seller habe die Bildung des Rates zuvor angeregt. Damit sei auch der Grundstock gelegt worden für das, was die Lebenshilfe heute ausmache. Der Verein schob die Einrichtung einer Wohnanlage für behinderte Menschen an. Schließlich konnte diese in der Trägerschaft der Lebenshilfe 1987 eröffnet werden. Weitere Maßnahmen folgten, so dass 2010 schließlich folgende Lebenshilfe-Einrichtungen bestanden: Die Schule am Bürgerwald, die Wohnanlage mit zwei Außenwohngruppen, fünf Kindergärten in Stadthagen, Wendthagen, Niedernwöhren, Bückeburg und Bad Nenndorf, Autismus-Ambulanz, Beratungsstelle, Freiwilligenagentur, Familienentlastender Dienst, Betreutes Wohnen, die Frühförderung und Wohngruppen. 2011 gab die Lebenshilfe schließlich ihre Einrichtungen in die Hand der Paritätischen Lebenshilfe Schaumburg-Weserbergland. Der Verein besteht weiter, bietet ein Beratungsangebot und eine Freiwilligenagentur an. Mit der Gründung der Lebenshilfe-Stiftung erfolgte der vorerst letzte Schritt in der Geschichte des Vereins. Ute Gonschior betonte die Bedeutung des außerordentlichen Engagements von Ehrenamtlichen und Mitarbeitern hervor, die eine solche Entwicklung erst ermöglicht habe. Sie dankte beispielhaft Mühlmeister und Seller, welche die Lebenshilfe in ganz besonderem Maße geprägt hätten, die Versammlung erhob sich zu stehenden Ovationen. Die stellvertretene Landrätin Helma Hartmann-Grolm hob ebenfalls die "Kraft und Überzeugung" hervor, welche die hinter der Lebenshilfe stehenden Menschen aufgebracht hätten, um ihre Ziele teils auch gegen Widerstände zu erreichen. Neben der unmittelbaren Unterstützung und Förderung für Menschen mit Beeinträchtigung habe das Wirken der Lebenshilfe auch immer in die Gesellschaft ausgestrahlt. Einst seien Menschen mit Beeinträchtigung nahezu versteckt worden. Dass heute stattdessen Themen wie Inklusion und die gemeinsame Alltagsgestaltung von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung auf der Tagesordnung stünden, dieser Bewusstseinswandel sei auch Folge der Arbeit von Institutionen wie der Lebenshilfe. Bürgermeister Oliver Theiß ergänzte, dass die Lebenshilfe in ihren Anfängen eine Pionierrolle eingenommen und im Laufe der Jahre Außergewöhnliches geschaffen habe. Nach dem offiziellen Teil ging die Jubiläum in ein fröhliches Fest für Bewohner, Schüler und Gäste über mit Vorführungen, Spielangeboten und schließlich einer Fete.Foto: bb
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"Aus Pionierrolle heraus Außerordentliches geleistet"
Lebenshilfe Stadthagen feiert ihr 50-jähriges Jubiläum / Heutiger Verein entsteht aus einer Interessengemeinschaft
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