1. SPD-Urgestein Karl Lange: "Ich weine nie!"

    Heulen und Zähneklappern bei den Großen und viel Euphorie bei den ehemaligen Kleinen

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    RINTELN (ste). Für SPD Urgestein Karl Lange basiert der Wahlausgang mit der Schlappe für die SPD auf einem hausgemachten Problem. "Angefangen hat alles mit dem 100-Prozent-Schulz Hype!" Als man dann gemerkt habe, dass das nicht funktioniere, habe man nach dem Motto "Augen zu und durch" gehandelt. Ganz nüchtern betrachtet, so Lange, habe er mit einem noch schlechteren Ergebnis für seine Sozialdemokraten gerechnet. Die Rolle in der Opposition halte er für die SPD jetzt als genau die richtige: "Die Große Koalition wäre jetzt grundfalsch. Die SPD kann sich in der Opposition wieder auf ihre Ur-Klientel konzentrieren, nämlich die Arbeiter und die Mitte der Gesellschaft!" In der GroKo habe man als SPD die Arbeit gemacht und die CDU habe die Lorbeeren geerntet. Der Untergang der SPD habe bereits mit Kanzler Gerhard Schröder und seinen Arbeitsmarktreformen angefangen: "Das haben die Unternehmer schamlos ausgenutzt. Es mangelt in Deutschland an Gerechtigkeit. Das ist eine Sauerei Hoch 3!" Mit der Oppositionsrolle ist sich Lange einig mit Astrid Teigeler-Tegtmeier. Sie sieht darin auch die Chance, sich aktiv gegen die AfD zu wenden und eine Cäsur in der Politik zu machen.

    So richtig Feierstimmung kommt auch bei der CDU nicht auf. Im Hotel "Stadt Kassel" trafen sie sich, um über die Ergebnisse der Wahl zu diskutieren. Andrea Gahr ist ein CDU-Ratsneuling und sie sieht die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin als Ausschlag dafür, dass so viele Wählerinnen und Wähler die AfD wählten: "Trotzdem gibt es eine breite Unterstützung in der Basis für die humanitäre Flüchtlingspolitik der Kanzlerin!" So ganz überein stimmt sie dabei nicht mit dem Fraktionsvorsitzenden Veit Rauch, denn der stellt sich klar gegen die große und unkontrollierte Zuwanderung nach Deutschland: "Das führt in der Gesellschaft zu großer Unzufriedenheit!" In "Jamaika" sehen Gahr und Rauch keine klare Regierungsoption: "Erklären Sie mal dem Wähler, wie wir bei so unterschiedlichen Programmen auf einen Nenner kommen wollen!" Mit einem so großen Dämpfer hatte auch die CDU Basis nicht gerechnet: "Eine GroKo wäre mir lieber als Jamaika", so Andrea Gahr. Froh sind jedoch beide große Parteien über die hohe Wahlbeteiligung. Für Wahlbeobachter Dietrich von Blomberg, der 2012 aus Frust über die Europapolitik der CDU zur AfD wechselte, und bei der Landtagswahl am 15. Oktober als Wahlvorstand von der Stadt eingesetzt wird, sind die mehr als 13 Prozent seiner Partei ein gutes Ergebnis: "Und in Exten konnten wir mit etwa 17 Prozent das sogar noch toppen!" Angst macht ihm das nicht: "Ich war auf einem AfD Parteitag und da gab es weder Glatzen noch Springerstiefel", so von Blomberg, der keine Ambitionen auf ein Amt in der Partei hat. Angesprochen auf Björn Höcke und Alexander Gauland, denen rechtsradikales Gedankengut unterstellt wird, beschwichtigt von Blomberg: "Ich kenne beide und kann nur sagen, das sind nette Menschen!" Ob die Bundestagswahl auch eine Strahkraft für die anstehende Landtagswahl habe: "Ich glaube schon, dass die Stimmung in Niedersachsen für die AfD ist. Es sei denn, die anderen Parteien nehmen der AfD die Themen weg!" Foto: privat

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an