LANDKREIS (bb). Der amtierende CDU-Bundestagsabgeordnete Maik Beermann hat das Direktmandat für den Wahlkreis Nienburg II – Schaumburg gewonnen und wird den Wahlkreis 40 nun für eine weitere Legislaturperiode in Berlin vertreten. Erstmals seit mehr als 25 Jahren jagte damit wieder ein CDU-Kandidat in diesem Wahlkreis den Sozialdemokraten das Direktmandat ab. Die unterlegene SPD-Kandidatin Marja-Liisa Völlers verpasste den Einzug ins Parlament über die Liste knapp, wie sich erst in der Wahlnacht herausstellte. Katja Keul von den Grünen behauptete ihr Bundestagsmandat über die Liste.
Im Wahlkreis erreichte Beermann einen doch merklichen Vorsprung gegenüber der Herausforderin Völlers, mit 40,6 Prozent der Erststimmen gegenüber 32,7 Prozent von Völlers. Im Landkreis Schaumburg allein ohne die Nienburger Bezirke war der Abstand mit rund fünf Prozentpunkten geringer, Beermann siegte hier mit 38,97 Prozent gegenüber Völlers mit 33,96. Beim Zweitstimmenanteil ließen sowohl die CDU ebenso wie die SPD in Schaumburg gegenüber 2013 kräftig Federn. So waren denn auch die Unionsvertreter bei der Auszählung der Stimmen im Kreishaus ob des Gesamtergebnisses nicht in ungetrübter Feierlaune, obwohl sie zur stärksten Kraft im Landkreis wurden und trotz des Beermann-Erfolges. Erheblich zu gegenüber 2013 legten die FDP und die AFD. Die AFD sammelte unter den kleineren Parteien die meisten Erst- und Zweitstimmen. Die Linke gewann bei den Zweitstimmen im Landkreis etwas hinzu, die Grünen hielten ihren Stimmenanteil nahezu. Klaus-Dieter Drewes, CDU-Kreisvorsitzender zeigte sich zufrieden, dass seine Partei im Bund in der Regierungsverantwortung bleibe, allerdings gleichzeitig "traurig"über die aufgetretenen Verluste. Als Kreisvorsitzender sei er stolz auf das durch Maik Beermann errungene Direktmandat und darüber bei den Zweitstimmen den höchsten Anteil errungen zu haben. Der "tolle Abgeordnete Beermann" sei damit für seine politische Arbeit in Berlin und im Wahlkreis belohnt worden. Für die AFD hätten auch Frauen und Männer gestimmt, die einst die CDU gewählt hätten. Hier gelte es für die CDU Themensetzungen und Kommunikation zu hinterfragen. Ziel sei es, diese Wähler wieder zurückzugewinnen. Der CDU-Europaabgeordnete Burkhard Balz hielt fest, dass das Ergebnis für die Unionsparteien auf Bundesebene eine Enttäuschung sei, auch wenn diese stärkste Kraft bleibe. Nun würden schwierige Koalitionsverhandlungen folgen. "Das ist kein Ergebnis, mit dem wir glücklich sein können", betonte Karsten Becker, Vorsitzender des SPD-Unterbezirks und heimischer Landtagsabgeordneter für die Sozialdemokraten. Dies werde auch nicht dadurch besser, dass die SPD in Schaumburg und im Wahlkreis deutlich besser abgeschnitten habe als im Bundesdurchschnitt. Der Bundestrend habe bei diesen Wahlen voll durchgeschlagen. Die SPD-Kandidatin Völlers habe einen sehr engagierten Wahlkampf geführt. Als nicht etablierte Kandidatin rund drei Prozentpunkte über dem Zweitstimmenergebnis der SPD zu landen, sei ein guter Wert. Von der Bundestagswahl sei nicht ohne weiteres auf die nahende Landtagswahl zu schließen, wie Becker betonte. Große Bedeutung habe für die Menschen auf Bundesebene gehabt, dass sie Angela Merkel wieder als Regierungschefin hätten sehen wollen. In den Wahlkampfgesprächen sei sehr wohl spürbar, dass auf Landesebene ganz andere Effekte eine Rolle spielen würden. Zur drittstärksten Kraft bei den Zweit- aber ebenso bei den Erststimmen stieg die AFD auf. Zwar blieb sie unter dem Bundesdurchschnitt. Direktkandidat Pascal Stüber sammelte rund neun Prozent der Stimmen. Die AFD-Kreistagsabgeordnete Margot Zedlitz strich heraus, dass die AFD der "Wahlgewinner" sei. Dies liege auch an der Unzufriedenheit vieler Schaumburger über die Entwicklung ihrer Heimat in den vergangenen Jahren. Katja Keul erreichte für die Grünen einen Zuwachs bei den Erststimmen, über die Liste erlangte sie erneut das Bundestagsmandat. Die Grünen zeigten sich zufrieden, besser als prognostiziert abgeschnitten zu haben. Die FDP erholte sich von der herben Niederlage in 2013 und legte merklich zu. Kein Wunder, dass sich der liberale Kreistagsabgeordnete und Stadthäger Ratsherr Lothar Biege gut gelaunt zeigte. Schon der Wahlkampf sei deutlich anders gelaufen als 2013, offenbar hätten die Wähler ein liberales Element im Parlament vermisst. Das Wiedererstarken sei auch ein Verdienst des jungen Kandidaten Daniel Winter, mit dem es gelinge, neue Wählerschichten anzusprechen. Die Linke legte mit Kandidat Torben Franz sowohl bei den Erst- als auch den Zweitstimmen zu. Foto: bb/archiv