BAD NENNDORF (jl). Das Unkraut wuchert durch den Zaun und breitet sich auf dem Gehweg aus. Der Blick über die hölzerne Einzäunung kann den ersten Eindruck nicht wettmachen. Ein entwurzelter Baum liegt inmitten von Totholz quer, ein Baumstumpf samt Wurzeln ragt empor, Gestrüpp überall. Der kleine Urwald, der da wenige Meter vor dem nördlichen Ende der Schmiedestraße vor sich hin vegetiert, gehört der Stadt. Das Kuriose: In der Verwaltung hatte man den Besitz der ungepflegten – und das ist noch gelinde ausgedrückt – Parzelle auf dem Schirm. Aber von vorne.
"Das ist ein unmöglicher Schandfleck für die Straße", beschwerte sich Helga Remmers gegenüber dem Schaumburger Wochenblatt, "das ist doch kein Dauerzustand." Seit 1991 wohnt sie direkt gegenüber, seither kenne sie das Areal nur als verwahrlost. Nur etwa alle fünf Monate würden Bauhofmitarbeiter vorbeikommen und das Grundstück wieder auf Vordermann bringen – was nur von kurzer Dauer ist. "Jeder Besitzer muss seinen Weg und seine Gosse vor dem Grundstück sauber halten und was macht die Stadt?", schimpft die Seniorin. "Das ärgert mich!" Ein Anruf bei Mike Schmidt förderte Erstaunliches zutage: Der Verwaltungschef und auch andere Mitarbeiter wussten zunächst nichts von dem Grundstück. "Uns gehören da tatsächlich 23 Quadratmeter", staunte der Stadtdirektor, nachdem er in seinem Haus herumtelefoniert hatte, und versprach: "Da schicken wir gleich den Bauhof vorbei." Dem war das Teilstück offensichtlich bekannt, pflegte es extensiv. Das sei bei der Größe durchaus übliche Praxis, erklärte Schmidt. Mitten im Stadtgebiet ginge das aber nicht. Er räumte ein, dass es "total kontraproduktiv" sei, das Mini-Gelände pflegen zu müssen: "Das kann so nicht bleiben." Was die Stadt mit dem Grund und Boden macht, sei noch offen. Man wolle sich etwas überlegen, so Schmidt. Remmers schlug vor, die Fläche entweder an eine Privatperson zu verkaufen ("Da passen doch genau zwei Garagen hin") oder als öffentliche Stellplätze für Pkw herzurichten. Nur ein städtischer "Urwald" sollte sie nicht bleiben. Foto: jl