BAD NENNDORF (jl). Ein "Segen" sind für Stadtdirektor Mike Schmidt die neuen Ausführungen von Lothar Zacharias zum Verkehrskonzept gewesen. Diese sorgten aber auch für staunende Gesichter im Bauausschuss.
So konnte der Fachmann nur wenig Durchgangsverkehr externer Besucher in der Kurstadt ausmachen. Das seien die Bad Nenndorfer selbst, oder eben diejenigen, die zum Einkaufen kommen. Damit das auch so bleibt, riet Zacharias von einer Verbindung der B 442 zum Hohefeld-Baugebiet ab. Was dem Experten auffiel: Das Lkw-Nachtfahrverbot und das Tempolimit 40 sind nicht flächendeckend ausgesprochen. Die Geschwindigkeitsbegrenzung etwa müsste nach jeder Einmündung stehen – sonst würde sie nur meterweise gelten. Schmidt sprach gleich von "absurden" Regeln. Zacharias regte stattdessen 30er-Zonen an brenzligen Punkten wie den Schulen an. Beim Thema Parkplätze braucht es seinen Ausführungen zufolge – den Schmidt uneingeschränkt zustimmte – ein adäquates Leitsystem samt Beschilderung. Als Beispiel nannte er die großen Flächen an Poststraße und insbesondere Buchenallee, die für Ortsfremde schwierig aufzufinden seien. Die gelangten eher über die Straße Am Thermalbad/Kurhausstraße ins Zentrum. Das führt zu einem weiteren Problem: "Da ist eine Menge Verkehr in der Innenstadt", so der Planer. Über immensen Fahrzeuglärm und Abgasgeruch klagten einige Anrainern. Das würden sie in einer Kurstadt nicht erwarten. Als "Rallyestrecke von Bad Nenndorf" deklarierte eine andere Bürgerin die Horster Straße. Laut Bauamtsleiterin Annette Stang ist die Stadt bestrebt, die Straße ins Sanierungsgebiet aufzunehmen und mit Fördermitteln umzugestalten. Obgleich die Stadt mit Querungshilfen bereits "gesegnet" sei, sprach sich Zacharias für eine weitere am Horster Kreisel aus. Südlich der Berlin-Schule und auf Höhe des WEZ-Marktes sollten zudem Zebrastreifen entstehen. Ein ungelöstes Problem bleibt die Kreuzung Bahnhofstraße/Horster Straße. "Hier ist verkehrstechnisch alles zu gequetscht", monierte der Fachmann. Ähnlich ist die Situation in der Schillerstraße, die aber vielmehr den Eltern-Taxis geschuldet ist. Verbote hülfen nicht viel, würden sie doch gerade bei Schlechtwetter und Dunkelheit immer wieder ignoriert. Das Problem: Die Kinder dürfen die Grundschule nur über den Pausenhof nach hinten verlassen. Wie Schmidt einwarf, arbeite die Verwaltung gerade mit der Leitung an einer Lösung. Einer Einbahnstraße erteilte Zacharias eine Absage. Das könnte die Geschwindigkeit noch erhöhen. Zudem schlug der Experte vor, für mehr Sicherheit auf dem Schulweg einen ausgewiesenen Gehweg auf dem Hallenbad-Parkplatz zu installieren, wie ihn bereits die SPD gefordert hatte. Um die Sicht zu verbessern, müssten auch Teile der dortigen Hecke weichen. Kein Verständnis konnte der Verkehrsplaner für die Regelung aufbringen, dass das Radeln in der Fußgängerzone erlaubt, im weiteren Verlauf auf der Promenade aber verboten sei. Zumal sich nicht alle daran hielten. Er plädierte dafür, auch dort das Radfahren freizugeben. Einen Seitenhieb in Richtung der Verwaltung gab es noch von Volker Busse (SPD). Er kritisierte, dass das Verkehrskonzept auf einer 400-Seiten-Tagesordnung stand. Ein gesonderter Termin wäre der Debatte gerechter geworden. Michael Kosian (WGN) vermisste neue Planungsunterlagen. Foto: jl