1. Was bringt den Hausarzt aufs Land?

    Diskussionsrunde mit Sozialministerin Cornelia Rundt bei der BKK24

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    OBERNKIRCHEN (pp). Wie können junge Ärzte motiviert werden, als Hausarzt aufs Land zu gehen? Diese spannende Frage lockte zahlreiche Gäste auf Einladung des Landtagsabgeordneten Karsten Becker (SPD) und der BKK24 nach Obernkirchen in die Lounge der Krankenkasse, um mit Becker, Sozialministerin Cornelia Rundt, dem Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, Mark Barjenbruch, BKK24-Vorstand Friedrich Schütte und Obernkirchens Bürgermeister Oliver Schäfer zu diskutieren.

    "Prognostiziert wird ein Rückgang der Hausärzte in Niedersachsen um 18 Prozent bis 2030", schilderte Becker in seiner Einleitung das Problem. "Das ist regional sehr unterschiedlich und passt derzeit in Niedersachsen noch, aber Nachfolger für Praxen auf dem Land zu finden ist schwer." Dies sei zwar nicht in erster Linie ein Problem der Politik, sondern der ärztlichen Selbstverwaltung, die Politik müsse aber mit flankierenden Maßnahmen die Attraktivität des Hausarztberufs steigern. "Eine wohnortnahe Versorgung, unabhängig von Alter oder Einkommen, ist wichtig", stellte Cornelia Rundt fest. Die Landesregierung investiere Fördermittel in Gesundheitsregionen und habe die Möglichkeit für Kommunen geschaffen, Medizinische Versorgungszentren in Eigenregie zu betreiben. Dies, so Oliver Schäfer, sei den Kommunen in der Regel zu riskant. Sie bevorzugten die Unterstützung von Zentren unter ärztlicher Leitung, um Regressansprüche zu vermeiden. In Obernkirchen sei die Altersstruktur problematisch. So gingen sechs Hausärzte in absehbarer Zeit in den Ruhestand. Regressforderungen, die auf Ärzte zukommen, wenn sie über ihr festgesetztes Budget hinaus medizinische Leistungen, beispielsweise Krankengymnastik, oder Medikamente verschreiben, kristallisierte sich in der Diskussion als ein wichtiger Punkt heraus. "Wir wissen doch gar nicht, wann unser Budget ausgeschöpft ist", kritisierte Manuela Schneider, deren Mann Jens eine Hausarztpraxis in Krainhagen betreibt. "Unsere Tochter hat auch Medizin studiert. Sie hat dabei an mehreren Umfragen teilgenommen, in denen sie erklären sollte, ob bessere Infrastruktur oder kulturelle Angebote sie zu einer Tätigkeit auf dem Land motivieren würden. Ob die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Hausärzte ein Faktor für eine Hausarzttätigkeit wäre, ist aber nie gefragt worden." Dr. Andreas Schulz aus Bückeburg kritisierte die Ausbildung der Ärzte. "Die Studenten werden mit Wissen vollgestopft, lernen aber nicht, wie man Medizin am Menschen praktiziert." Zum Sinn der Telemedizin äußerte sich Schulz deutlich: "Es wird noch immer analog geboren und gestorben!" Dass Telemedizin nur unterstützend hilfreich sein kann, unterstützte auch Friedrich Schütte: "40 Prozent des Gesundungsprozesses werden durch den Zuspruch des Arztes erreicht." Einen hohen Stellenwert, so Schütte, müsse hingegen die Prävention haben. Die Frage "Wie kommt der Patient zum Arzt" thematisierte Karl-Heinz Hansing vom Kreisseniorenrat und wünschte sich vergünstigte Fahrten für Arztbesuche. "Der ÖPNV bekommt einen zusätzlichen Stellenwert", stellte Karsten Becker dazu fest. "Aber für den Facharztbesuch. Wir sollten nicht vom Anspruch abweichen, den Hausarzt vor Ort zu haben!" Foto: pp

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