BÜCKEBURG/LANDKREIS (bb). Beim Jahresempfang der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe in der Bückeburger Stadtkirche haben Landesbischof Karl-Hinrich Manzke, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil eine Vielzahl von Ehrenamtlichen für ihr Engagement ausgezeichnet. Gastredner Bedford-Strohm sprach zum Thema "Gott über alle Dinge – 500 Jahre Reformation".
Landesbischof Karl-Hinrich Manzke erklärte bei der Begrüßung der rund 800 Gäste des mittlerweile siebten Jahresempfangs, dass dieser auch für das Bestreben stehe, als Kirche in enger Verbundenheit zur Gesellschaft zu wirken. Im Landkreis Schaumburg habe sich längst erwiesen, wie wichtig es sei, über Grenzen von Konfessionen, Überzeugungen und Interessen hinweg zusammenzuarbeiten. "Wir wollen da als Kirche auch noch besser werden", so Manzke. Bedford-Strohm hob in seinem Gastvortrag hervor, dass im Rahmen der bisherigen Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum "vieles ins Ziel gekommen" sei. Die Veranstaltungen auf ihren verschiedenen Ebenen hätten immer wieder zu wertvollen Erfahrungen und fruchtbaren Begegnungen geführt. Als sehr richtig habe es sich erwiesen, das Jubiläum als "Christusfest" zu begehen, welches das Verbindende zwischen den Konfessionen betone. Damit werde ein Reformationsjubiläum erstmals in einem Geist der Ökumene begangen, in einem Geist der nicht darauf ausgelegt sei, das eigene Profil durch die Abwertung von Anderen zu schärfen. Er habe viele sehr bewegende ökumenische Gottesdienste erlebt und gerade bei diesen seien "die Marktplätze voll" gewesen, so Bedford-Strohm. Ausgehend von Luthers Schrift "Von der Freiheit eines Christenmenschen" erklärte Bedford-Strohm, dass Luther anders als oft verstanden, sehr entschieden für eine gesellschaftlich-politische Betätigung der Christen eingetreten sei. Nicht einzuknicken gegenüber Autoritäten sondern sich selbst ein Gewissen zu bilden, dies sei die von Luther gemeinte Freiheit gewesen und nicht die Wahl zwischen 10.000 Optionen. Die aus dem Glauben erwachsende Kraft, diese innere Freiheit sei immer auch in Verbindung zu sehen mit dem Engagement nach außen, wie in der Unterstützung von Hilfsbedürftigen. "Wir können nicht erweckte Gottesdienste feiern und uns dann nicht um den Nächsten kümmern", fasste Bedford-Strohm zusammen. Der Bischof stellte für Luther zentrale, heute jedoch wenig populäre Begriffe wie Buße, Sünde und Vergebung in ihren aktuellen Bezug. Die aus der Gottesbeziehung erwachsende innere Kraft ermögliche es, den Blick auf die eigenen dunklen Seiten zu richten und damit Selbstdistanz und Selbsterkenntnis zu gewinnen. Auf dieser Grundlage gelinge es, offener auf Andere zuzugehen. Letztlich bewahre diese Kraft auch vor dem Nationalismus, der "Selbsterhöhung auf Kosten der Anderen". Luthers Überlegungen auch auf dem Feld der Wirtschaftstheorie böten bis heute spannende Ansätze. Grundforderung sei es dabei, den Armen nicht auf der Strecke zu lassen und "das leidenschaftliche Eintreten für den Schwachen". Ministerpräsident Stephan Weil hob hervor, dass der Staat Partner in der Gesellschaft brauche, die auf Grundlage gemeinsamer Werte mit diesem am "selben Strang ziehen" würden. Hier seien die christlichen Kirchen für das Land Niedersachsen geradezu ideale Partner. Der Wert dieser Unterstützung und des ehrenamtlichen Engagements habe sich auch gerade im Rahmen der Aufnahme der großen Zahl von Flüchtlingen gezeigt. Dies leitete zur Auszeichnung der Ehrenamtlichen über. Angehörige von Feuerwehr, THW, Kinderschutzbund und aus vielen anderen Bereichen wurden auch in diesem Jahr im Rahmen des Jahresempfangs geehrt. Klaus-Dieter Kiefer, Präsident der Synode, unterstrich den Dank des Ministerpräsidenten an die Geehrten. Ohne deren Einsatz wäre "unsere Welt ärmer und weniger heil", so Kiefer. Im Anschluss an den Empfang hatten die Gäste die Möglichkeit zum Austausch im persönlichen Gespräch. Foto: bb