LAUENAU (al). Der vor 18 Jahren eröffnete "Maxi-Autohof" Lauenau könnte zum Jahresende geschlossen werden. Mit dieser Drohung wartet die KMS-Unternehmensgruppe auf, die elf gleichartige Einrichtungen an Bundesautobahnen betreibt. Der Grund: Seit dem 1. Juli mussten zwei der drei dem Gebäudekomplex angegliederten Spielhallen geschlossen werden. Diese hätten, so KMS-Geschäftsführer Frank Börgeling, "den Autohof quer subventioniert". Bislang machten die drei Spielhallen rund 40 Prozent des jährlichen Gesamtumsatzes der Anlage aus, zu der Tankstelle samt Verkaufsflächen, Restaurant und der Schnellimbiss "BurgerKing" gehören. Hinzu kommen über 100 gebührenpflichtige Lkw-Parkplätze. Fallen die Einnahmen aus den Glücksspielautomaten weg, stehe laut Börgeling der Fortbestand der gesamten KMS-Filiale auf dem Spiel – und damit 60 Arbeitsplätze. Was Börgeling ärgert: An allen anderen Maxi-Standorten gebe es die Lauenauer Probleme nicht. Das liege am Land Niedersachsen, dem einzigen Bundesland, das den neuen Glücksspielstaatsvertrag zum 1. Juli in Kraft gesetzt und sehr restriktiv ausgelegt habe. Landesweit sind deshalb bereits Spielhallen verschwunden oder der Betrieb etlicher Geräte untersagt worden. Vergeblich habe die KMS einen Härtefallantrag gestellt, unter anderem mit dem Hinweis, den bis zu 160 Fernfahrern, die allein für die nächtliche Pause den Autohof ansteuern, die Gelegenheit zum Zeitvertreib zu bieten. Zudem sei gerade die hiesige Spielhalle die einzige, die den Zutritt erst ab 21 Jahren und nicht schon ab 18 Jahren erlaube – und dies genau kontrolliere.
Börgeling beklagt die aus seiner Sicht Ungleichbehandlung. Denn das ebenfalls im Logistikpark ansässige Spielcasino sei zwar auch betroffen gewesen, habe aber mit juristischer Hilfe eine Ausnahme durchsetzen können. KMS ging in einem gleichen Verfahren leer aus und sieht in dieser Entscheidung eine "Wettbewerbsverzerrung". Außerdem drohe lokale Konkurrenz: In Bantorf seien die Beschränkungen geringer ausgefallen. In Stadthagen weite sich das Angebot offenbar sogar aus. "Wir werden sämtliche rechtlichen Mittel prüfen und sie bei einer Erfolgschance nutzen", betont Börgeling, weil er dies auch als Verantwortung für die Beschäftigten sieht. Zugleich versucht er, mit Billard- und Dart-Café"unserem Unterhaltungsauftrag für die Trucker gerecht zu werden". Auch hätten bereits Mietminderungsverhandlungen und die Werbung um weitere gewerbliche Nutzer begonnen. Aber schon nach dem ersten Monat mit der neuen Rechtslage habe die Lauenauer Niederlassung rote Zahlen schreiben müssen. Lange werde sich der Konzern das wohl nicht anschauen: "Dann schließen wir Ende des Jahres ab." Der Flecken Lauenau sieht in den dunklen Wolken über dem Autohof verschiedene Aspekte. "Natürlich wären wir arg gebeutelt, wenn 60 Arbeitsplätze wegfallen", räumt Gemeindedirektor Sven Janisch ein, "da tut jeder Verlust weh". Zudem dürften die Vergnügungssteuer-Einnahmen, die bei bislang anhaltend steigender Tendenz im laufenden Jahr noch mit 146.000 Euro veranschlagt waren, nun deutlich zurück gehen. Andererseits sei die neue Lage dem Rechtssystem geschuldet: Der Staat wolle nun einmal das Glücksspielwesen eindämmen. An eine Schließung des Autohofs glaubt Janisch indes nicht. Das werde schon das Mineralölunternehmen nicht zulassen. Denkbar sei auch, dass sich im Nu ein Mitbewerber von KMS für die Nachfolge finden könnte. In diesem Punkt ist sich Janisch mit Börgeling einig: "Der Standort Lauenau ist sehr attraktiv", erklärten beide unabhängig voneinander. Auf Anfrage zu der Angelegenheit gab sich der Landkreis Schaumburg zunächst zurückhaltend. Wegen des noch laufenden Rechtsstreits könnten derzeit keine näheren Angaben gemacht werden, erklärte Anja Gewald. Sie bestätigte allerdings, dass zwischen dem Autohof und dem zweiten Casinobetreiber im Logistikpark ein in solchen Fällen übliches Losverfahren über die jeweilige künftige Menge der Automaten stattgefunden habe. Bei diesem Glücksspiel hatte die KMS dann offenbar den Kürzeren gezogen. Foto: al