WÖLPINGHAUSEN (gi/r). Für Fremde nur schwer erkennbar, versteckt sich hinter hohem Gebüsch in der Bergkirchener Straße 33 in Wölpinghausen ein bauhistorisches Juwel, das Krumhus, ein ehemaliges Pfarrwitwenhaus. Das Ehepaar Eva und Björn Gronkowski erwarb im Jahr 2013 ein circa 200 Jahre altes Fachwerkhaus mit folgendem Zusatz der Verkäufer: "Das Haus und die Ausstattung sind in einem Zustand, der das Bewohnen auf einem einfachen Standard ermöglicht". Das heute als Ferienwohnhaus dienende alte Hauptgebäude der einstigen Großkötnerstelle Nummer 11 im Ortskern von Bergkirchen gehört zu einer Gruppe älterer Hallenhäuser aus dem 17. Jahrhundert im Norden des Schaumburger Landes (sogenannte "Seeprovinz"). Das Haus ist als Dreiständerbau mit einer hohen Längsseite auf der einen und einer niedrigen Längsseite auf der anderen Seite in einem asymmetrischen Querschnitt erstellt, wie im Schaumburger Land oft zu beobachten. Die heutige Vorderfassade musste massiv erneuert werden, im Bereich des durch einen Walm verdeckten Giebels ist das alte Giebeldreieck weitgehend erhalten. Die Rückfassade zeigt ebenfalls einen Steckwalm (sogenannte "Schaumburger Mütze"). Das genaue Baujahr lässt sich nur schwer ermitteln. Der Architekt Ulrich von Damaros und Alexandra Blume, Redaktionsleiterin des Schaumburg-Lippischen Heimatvereins, haben durch umfangreiche Nachforschungen belegen können, dass die Hofstelle Nummer 11 im Jahr 1639 nicht mehr bebaut war. Als neuer Eigentümer erwarb 1668 diese der Tischlermeister Johann Mage und dazu das "freye Kirchenheuslein, so auf der Kirchenmauern stehet für zehn Taler von der Kirchengemeinde" (Kirchenbuch Bergkirchen). Demnach ist das Gebäude 1669/70 erbaut worden. Hergen Hennings, Vorsitzender des Bewertungsausschusses des Heimatvereins, stellte in seiner Würdigung heraus "dass man schon sehr mutig und überzeugt sein muss, auch gehört viel Idealismus dazu, um die Wiederherstellung der alten Baustrukturen in Angriff zu nehmen. Alle Maßnahmen wurden ausschließlich aus eigenen Mitteln finanziert und auch selbst ausgeführt". Besonders bemerkenswert sei die Tatsache, dass dies nun als Ferienhaus genutzte Haus gerade durch den Kontrast der in ihrem Ursprung erhalten gebliebenen Gemäuer sowie konstruktive Elemente einerseits und der praktischen zeitgemäßen Einrichtung andererseits besticht. Der große Garten mit seinem "wilden" Charakter rundet dieses Juwel harmonisch ab. Das Bergkirchener Haus Nummer 11 ist ein bedeutendes älteres dörfliches Gebäude, das vor allem dank der einfühlsamen bestanderhaltenen Instandsetzung durch die jetzigen Eigentümer einer besonderen Würdigung bedarf. Der Ausschuss war sich einig, dass das Krumhus mit der Urkunde und Ehrenplakette ausgezeichnet werden soll. Es ist hier in besonderer Weise gelungen, Kulturerbe im Schaumburger Land zu bewahren. Der Ausschuss hatte es sich gemäß seiner aktuellen Geschäftsordnung vom 1. November 2008 zur Aufgabe gemacht, die Erhaltung und Pflege Schaumburg-Lippischen Kulturgutes, insbesondere der Baukultur sowie Industrie und Sozialgeschichte zu bewerten und zu belobigen. Foto: privat
-
"Krumhus" ausgezeichnet
Schaumburg-Lippischer Heimatverein verleiht Ehrenplakette
Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum