1. Der Zufluchtsort ist heute unumstritten

    30 Jahre gelebte Hilfe im Stadthäger Frauenhaus / Hilfe für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder / Soziales Netzwerk

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    STADTHAGEN (pp). Seit 30 Jahren gibt es in Stadthagen das von der AWO betriebene Frauenhaus als Zufluchtsstätte für von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder. Wie wichtig die Einrichtung auch heute noch ist, beweisen aktuelle Zahlen: 2016 haben 55 Frauen mit 61 Kindern im Frauenhaus Schutz gesucht und gefunden.

    "Wir haben schon bei früheren Jahrestagen rumgedruckst, um nicht zu sagen rumgeeiert. Die Frage ist, ob man das Jubiläum eines Frauenhauses feiern kann, da dessen Notwendigkeit eigentlich kein Grund für eine fröhliche Jubiläumsfeier ist", begann AWO-Kreisvorsitzender Heinz-Gerhard Schöttelndreier seine Begrüßungsrede bei der Feierstunde vor AWO-Mitarbeitenden und Vertretern aus Politik und Gesellschaft im großen Sitzungssaal des Kreishauses. "Heute sage ich: Ja, das ist zwar nicht die Fröhlichkeit eines Vereinsjubiläums und man kann sicher nicht froh darüber sein, dass die Gewalt in den Familien eher zugenommen hat. Dennoch: Das Frauenhaus ist im sozialen Netzwerk und in der Gesellschaft fest etabliert." So zweifle heute auch niemand mehr an dessen Existenzberechtigung – im Gegensatz zu anderen freiwilligen Aufgaben ist die Finanzierung durch den Landkreis (2/3) und das Land Niedersachsen (1/3) sichergestellt. Bei der Gründung des Frauenhauses im Jahr 1987, so erinnerte Schöttelndreier , habe es noch Stimmen gegeben, die geäußert hätten, im ländlichen Raum gäbe es keine Gewalt gegen Frauen – dies sei doch ein Problem der Ballungsräume. Auch die Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, Cornelia Rundt, bekräftigte in ihrer Festrede die Notwendigkeit der Hilfseinrichtungen für Frauen. So hätten von 2012 bis 2015 114.500 Frauen diese Angebote genutzt. "Wir feiern 30 Jahre gelebte Hilfe", verdeutlichte Rundt den Grund zum Feiern. "Heute ist häusliche Gewalt kein Tabuthema mehr. Ein Meilenstein auf dem Weg dahin war 2002 das Gewaltschutzgesetz – seither ist Gewalt in der Familie keine Privatsache mehr, sondern eine Straftat!" Weitere Verbesserungen für die Betroffenen, so Rundt, stellen unter anderem die Erhöhung der Zuschüsse der Landesregierung für Frauenschutzeinrichtungen um 47 Prozent im Jahr 2017 auf 8,65 Millionen Euro und das Programm "ProBeweis", das eine anonyme Spurensicherung ermöglicht, um Peiniger auch zu späterer Zeit anzeigen zu können, dar. Landrat Jörg Farr dankte in seinem Grußwort besonders den Mitarbeitenden rund um das Frauenhaus: "Gewalt im engsten Umfeld, der Familie, ist ein erschreckendes Problem, da sie von Menschen kommt, bei denen wir uns geborgen fühlen sollten. Danke, dass sie hier professionell und einfühlsam helfen! Wir können den Jahrestag nachdenklich, aber auch zuversichtlich begehen. Das Netzwerk funktioniert in Schaumburg!" Dies bestätigte auch Gudrun Wolter, Vorsitzende des Frauenhaus-Beirats: "Dieser Landkreis hat einen besonderen Blick auf die Sozialpolitik. Das gilt unabhängig von der Parteizugehörigkeit", dankte sie den Verantwortlichen. Foto: pp

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