APELERN (al). Das anfangs voller Euphorie diskutierte Geschäftshaus in der Apelerner Ortsmitte muss deutlich Federn lassen. Die ursprünglich angedachte große Lösung, für die sogar schon Baumaterialien ausgesucht worden waren, ist in geheimer Abstimmung mit deutlicher Mehrheit gekippt worden. Das neue Gebäude wird nur noch die geplante Arztpraxis und zwei Wohnungen umfassen. Eine weitere Praxiseinheit, eine kleine Ladenfläche sowie eine dritte Wohnung fallen weg.
Als vor wenigen Wochen Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer den Förderbescheid in Höhe von 500.000 Euro überreichte, herrschte noch eitel Sonnenschein über dem Vorhaben. Von "Leuchtturmprojekt" war die Rede; das Amt für Regionale Landesentwicklung (ARL) sprach von "Super-Lösung". Doch als es jetzt im Rat zum Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan kommen sollte, formulierten CDU und die Gruppe von Wählergemeinschaft und Grünen massive Bedenken. Börries von Hammerstein (CDU) begrüßte zwar das Projekt, sah jedoch finanzielle Risiken, da Apelern aus eigenen Mitteln zwei Millionen Euro investieren müsse. Darüber hinaus läge bislang nur für die Arztpraxis ein Mietvorvertrag vor. Der Physiotherapeut, der die zweite Praxis beziehen sollte, sei dazu nicht bereit gewesen. Wenn diesem das Risiko für die nächsten zehn Jahre zu hoch sei, um wie viel mehr müsse dies auch für die Gemeinde gelten, schlussfolgerte der CDU-Sprecher. Seine Sorge zielte auf Unwägbarkeiten, wenn nach 20 Jahren die derzeit sehr günstige Zinsbindung wegfiele. Apelern sei dann finanziell eingeschränkt. Daniela Kastning kritisierte für die Gruppe WGR/Grüne die Kosten für die größere Variante und die aus ihrer Sicht unzureichenden Informationen. Sie forderte Gemeindedirektor Sven Janisch auf, bei Planungen solcher Größenordnungen "von Anfang an mit belastbaren Unterlagen und glaubwürdigen Aussagen auszustatten". Aus der SPD-Fraktion widersprach Dietmar Weh der CDU. Er sehe das ursprüngliche Vorhaben als "tragbar" an. Auch Bürgermeister Andreas Kölle appellierte für die große Lösung. Doch bei der als geheim beantragten Abstimmung ergab sich ein anderes Bild: Acht Stimmen waren für das kleinere Projekt, vier enthielten sich, ein Ratsmitglied votierte mit Nein. Dieses überraschende Ergebnis veranlasste SPD-Sprecher Karl-Heinz Thum auf Anfrage zum Hinweis, dass es innerhalb der SPD "absolut keine Bedenkenträger gegen das große Ärztehaus" gegeben habe. Die hohe Zahl der Enthaltungen sei lediglich als Votum anzusehen, dass "überhaupt noch was gebaut wird". Von Hammersteins Risiko-Bedenken könne er nicht verstehen: Aus den Physio-Räumen hätte mühelos auch eine Wohnung entstehen können: "Sogar barrierefrei". Bei Bürgermeister Kölle ist auch Tage nach dem Beschluss der Ärger nicht verraucht. Nun werde zwar ein Teil der Bausumme gespart; aber es seien eben auch weniger Einnahmen aus Mieten zu erwarten. Deshalb bestehe die Gefahr, das Projekt auf Dauer aus der Gemeindekasse stützen zu müssen. Kölle verwies auf die Nachbarschaft: Lauenau habe es vorgemacht, wie guter bezahlbarer Wohnraum in vernünftiger Größe und mit überschaubaren Nebenkosten geschaffen werden könne. Kölle wörtlich: "Mit dieser kleinen Lösung verbauen wir uns in Zukunft alles." Gemeindedirektor Sven Janisch bedauerte die Ratsentscheidung: "Die große Lösung wäre zielführender gewesen." Nun aber komme es darauf an, rasch zu handeln: "Der Landeszuschuss bleibt nicht unendlich stehen." Bis Ende August hofft er auf neue Pläne des beauftragten Architekten. Ein wenig besorgt sieht er zudem auf die spätere zeitgerechte Realisierung des Projekts angesichts voller Auftragsbücher bei den Handwerksbetrieben. Der Abriss der alten Gebäude sei jedenfalls schon im Juni einer Firma zur Erledigung übertragen worden. Bis heute ist noch nichts passiert. Foto: al