1. Scherben sorgen für Staunen

    Heimatforscher stellen Bodenfunde bei der Pumpenfete aus

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    RIEHE (al). Kleine Gegenstände unter dickem Plexiglas haben der beliebten Pumpenfete in Riehe glatt die Schau gestohlen. Das jetzt 32. Treffen am Brunnen auf halbem Weg nach Waltringhausen war begleitet von geradezu verblüffenden Funden, die auf dem nahen Lindenbrink entdeckt worden sind. An dem vor über 120 Jahren von Bergleuten angelegten Brunnen auf halbem Weg nach Waltringhausen treffen sich die Einwohner stets Anfang August auf Einladung des Vereins "Glück auf, Riehe". Es warten Spiele für die Kinder und allerlei Gelegenheiten zum Klönschnack für die Erwachsenen. Doch diesmal hatten die Anwesenden eigentlich nur ein Thema: Was sind das wohl für Sachen, die da auf Ackerland gefunden worden sind? Das konnten die beiden Heimatforscher Wilhelm und Ralf Schröder erklären. Beide hatten mit den übrigen Mitgliedern des örtlichen "Arbeitskreises Heimatgeschichte" vor fünf Jahren zum ersten Mal die Fläche auf dem Lindenbrink erkundet. Der kleine Hügel in Sichtweite der Häuser war schon vom früheren Dorflehrer Otto Lattwesen als erster Siedlungsort von Riehe angenommen worden. Prompt fanden sich unter anderem glasierte Scherben, die sich bald als mittelalterliche blau-graue Ware herausstellte. Der Arbeitskreis gewann Schaumburgs ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger Ronald Reimann, der mit technischen Hilfsmitteln dem Boden erst recht eine Menge entlocken konnte, darunter etliche verzierte Fibeln, wie sie als Verschluss von Kleidung verwendet wurden, und Keramikteile. Das Prunkstück jedoch ist ein kleiner Anhänger, der im zwölften Jahrhundert ein Pferdegeschirr dekoriert haben muss. "So etwas lässt sich eigentlich nur auf Burgen oder an Adelssitzen finden", wunderte sich selbst Reimann.

    Bislang glaubten die lokalen Historiker, dass ihr Ort erst im 16. Jahrhundert existierte. Nun können sie die Existenz einer Siedlung etliche weitere Epochen zurück datieren. Und vielleicht geht es noch weiter: Denn unter den sichergestellten Relikten fanden sich mit Meißel und Steinbeil sogar Hinweise auf steinzeitliche Präsenz. Reimann, der Besuchern auch selbst die Artefakte erläuterte, sieht den Lindenbrink "noch ganz am Anfang der Forschung". Und er riet zur Geduld: "Da muss man einen langen Atem haben." Den wollen die Rieher Heimatforscher auch bewahren. Im Herbst werden sie sich wieder auf die Suche begeben. Vielleicht findet sich ja nach dem Pflügen oder winterlichen Frostaufbrüchen noch mehr auf dem Acker. Dem "Glück auf"-Vorsitzenden Adolf Ragge ist der Eifer nur recht. Schließlich haben die sensationellen Funde die diesjährige Pumpenfete maßgeblich bereichert und einen attraktiven Gegenpol zur feuchten Witterung geboten. Aber das "Steiger-Lied" durfte dennoch nicht fehlen. Foto: al

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