Jörg Nerge war sofort damit einverstanden, das zu unterstützen, und auch der Jagdpächter, Heinrich Hupe aus Rinteln, hatte nichts dagegen. Ulrich Grupe, der gemeinsam mit dem Enkel von Hupe, Fabian Watermann, die Jagd betreut, erfuhr Anfang der Woche, dass der Landwirt Karl-Ludwig Oldendorf die Wiesen entlang eines Waldstückes zwischen Hattendorf und der Süntelbuche in Raden mähen wollte. "Da gibt es viel Rehwild und da jetzt die Zeit ist, in der die Kitze gesetzt werden, ist die Gefahr groß, dass der Nachwuchs in den Mäher gerät und gehäckselt wird", sagte Grupe. Da könnten die Landwirte auch nichts dafür, denn im hohen Gras seien die Kitze nicht zu sehen. "Selbst Wildschweine oder Füchse laufen nur zwei bis drei Meter an den Kitzen vorbei – auch weil die Tiere in den ersten Wochen ihres Lebens noch keine Düfte absondern", erklärte Grupe. Die Ricken setzen ihre Kitze in Wiesen mit hohem Gras und ziehen sich selbst am Tag in den Wald oder in Rapsfelder zurück. "Wir haben so kaum eine Chance, die Kitze zu finden und vor den Mähmaschinen zu retten", erklärte Grupe. Mithilfe der Drohne von Jörg Nerge, die mit einer Wärmebildkamera ausgestattet ist, sollte es am Dienstagmorgen gelingen, die Kitze in der Wiese von Oldendorf aufzuspüren. "Selbstverständlich ist das auch im Interesse der Landwirte, denn die möchten keine Kitze töten", sagte Grupe. Außerdem sei die Gefahr sehr groß, dass durch tote Tiere die Mahd vergiftet wird. Es bilden sich Toxine und wenn die Mahd dann an Kühe oder Schweine verfüttert wird, dann können die verenden. Gemeinsam machen sich Watermann, Grupe und Nerge deshalb am Dienstagmorgen auf zum Rand der Wiese und bringen dort die Drohne in Startposition. Nerge erklärt die Funktion des Flugkörpers und der Wärmebildkamera und reicht Watermann einen zweiten kleinen Bildschirm. "Wir müssen das frühmorgens machen, denn wenn sich die Erde erst durch die Sonne erwärmt hat, dass wird es noch sehr viel schwieriger, die doch winzigen Kitze zu erkennen", erklärte Nerge.Das Computersystem ist hochgefahren, die Drohne startklar und nach einem kurzen Aufheulen des achtarmigen Copters ist das Flugobjekt auch schon in der Luft. Es überfliegt die Wiese, gesteuert von Nerge und liefert die Wärmebilder der Kamera direkt auf zwei kleine Bildschirme. "Das ist der Weg und das sicher ein Stein oder eine Freifläche", erklärt Nerge die ersten Bilder. Einige Male steuert er die Drohne zurück zur Gruppe, denn die Akkus müssen nach fünf bis sieben Minuten getauscht werden. Eine Stelle machen die drei Kitzretter aus, an der sie ein Bambi vermuten. Ulrich Grupe macht sich auf den Weg dorthin – zuvor wurde die Stelle über die Satellitenansicht von Google-Maps lokalisiert. Doch ein Kitz fand Grupe an der Stelle nicht. "Das ist nicht schlimm, denn dann müssen wir auch keins retten", stellte der Jäger schmunzelnd fest. Ganz ungefährlich sei das schließlich auch nicht. "Man darf ein Kitz nicht anfassen, auch nicht mit Handschuhen, denn die übertragen auch den Duft des Menschen. Das Kitz würde dann nicht mehr von der Ricke versorgt. Wir nehmen Grasbüschel und tragen das Kitz darin aus der Wiese an einen sicheren Randstreifen", erklärte Grupe. An diesem Tag tritt der Fall nicht ein. Übersehen haben die Järger und der Drohnen-Flieger allerdings auch nichts. Hinterher teilte der Landwirt Karl-Ludwig Oldendorf zufrieden mit: "Die Wiese wurde ohne Vorfälle gemäht. Das freut uns Landwirte auch."
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Mit der Drohne nach Rehkitzen suchen
Jäger und Landwirte arbeiten gut zusammen / Moderne Technik kann die Tiere vor dem Tod durch den Mäher bewahren
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