BÜCKEBURG (wa). Am vergangenen Freitagvormittag haben alle elf Bückeburger OBI-Mitarbeiter der Frühschicht ihre Arbeit niedergelegt, um gemeinsam mit den OBI-Mitarbeitern aus Hannover-Linden, Garbsen und Laatzen in den Streik zu gehen. "Es ist ein großer Erfolg, der Markt konnte nicht wie gewohnt öffnen. Es mussten andere Marktleiter einspringen", Klaus Scholl, Betriebsrat OBI Hannover-Linden. OBI brüstet sich als "Top-Arbeitgeber Nr. 1", ist Marktführer im Baubereich und expandiert stetig in Deutschland und Österreich – sowie beispielsweise kürzlich in Porta Westfalica mit einem riesigen Markt. Nur nach Tarif zahlen, dass scheint nicht zu gehen. "Wir versuchen seit vielen Jahren auf dem Verhandlungsweg eine Lösung herbeizuführen, aber die Geschäftsführung von OBI will keinen Tarifvertrag", sagt Katja Hill, als Gewerkschaftssekretärin für ver.di . "Seitdem wir in Bückeburg einen neuen Betriebsleiter haben, hat sich vieles geändert. Am Anfang waren wir 52 Mitarbeiter. Mittlerweile sind es nur noch um die 34 Mitarbeiter. Davon neun Vollzeitkräfte und der Rest Teilzeit und 450 Euro-Kräfte sowie ein Auszubildender. Der Krankenstand ist hoch. In der Frühschicht ist ein Mitarbeiter im Laden. In der Gartenabteilung niemand", beschreibt Sigrid Linke die Arbeitssituation. Die Kunden erwarten zu Recht eine kompetente Beratung – mit Personalmangel jedoch schwer machbar. "Durch Tarifflucht tragen die Unternehmen den Wettbewerb zu Lasten der Beschäftigten aus", kritisiert Hill. "Das Lohndumping führt zu Niedriglöhnen und folglich im Alter zu Armutsrenten", so die Gewerkschafterin. Die letzte Tariferhöhung und die Zahlung der tariflichen Zuschläge im Tarifvertrag summieren sich zu einer Lücke von etwa 6000 Euro in den letzten beiden Jahren für eine Vollzeitbeschäftigte bei OBI. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat im Rahmen der aktuellen Tarifrunde Einzelhandel gezielt zu Streiks in tariflosen Unternehmen des Einzelhandels aufgerufen. Damit macht die Gewerkschaft auf die zunehmende Tarifflucht in der Branche und die Forderung nach allgemeinverbindlichen Tarifverträgen aufmerksam. Bundesweit sind etwa 20 OBI Märkte im Streik. Ziel ist es, die regionalen Flächentarifverträge im Einzelhandel anzuerkennen. Unterstützung bekommen die Streikenden aus anderen nicht-tarifgebundenen Unternehmen: Toys R Us, New Yorker, Karstadt Sports. "Es werden immer höhere Leistungen gefordert, doch bei der Bezahlung werden die Beschäftigten wie Menschen zweiter Klasse behandelt", sagt Betriebsrätin Linke. Durch diese Verweigerungshaltung sinkt die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sie fühlen sich nicht anerkannt. "Wir machen gute Arbeit und wir haben Anspruch auf gute Regelungen – und auf keinen Cent weniger. Für den Baumarktprimus ist die Bezahlung unter Tarif ein Skandal", heißt es seitens der Beschäftigten. Foto: wa
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Skandal um OBI-Entlohnung
Mitarbeiter in knapp 20 Märkten legen Arbeit nieder und fordern Tarifvertrag
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