LAUENAU (jl). Der erste Tipp des Abends hatte es bereits in sich: Im Brandfall sämtliche Finanzamtunterlagen ins Feuer werfen, Pelz- und Ledermäntel knipsen, dann versuchen damit die Flammen zu löschen, das Versicherungsformular ausfüllen – und schließlich die 112 rufen. Dazu riet Dieter Nuth, ehemaliger Berufsfeuerwehrmann aus Düsseldorf und Kabarettist.
Im Lauenauer Sägewerk bescherte er zum Auftakt der 120-Jahr-Feier der Ortswehr rund 200 Kameraden und Nichtaktiven einen heiteren feucht-fröhlichen Abend. Schließlich wurde auf der Bühne Alkohol getrunken. Zu demonstrativen Zwecken. Nuth zeigte am Beispiel eines stark Alkoholisierten – dafür brauchte er gespielte Unterstützung aus dem Publikum und fand den Kameraden Sven –, wie schnell dieser durch besorgte Mitbürger im Rettungswagen landet, was nicht immer die bessere Alternative ist. Den Lauenauern legte er nahe, "emotionsflexibler" zu sein. Während er von einem Einsatz erzählte, sollten sie die korrespondierenden Geräusche imitieren. Fazit: Murren können sie besser als "Tatütata". Von bekloppter Tierrettung bis zum englischsprachigen Anruf in der Leitstelle schwadronierte der Komödiant über seinen Alltag. Spitzte das Erlebte auf eine herrlich amüsante wie mitreißende Weise zu und sorgte mit seiner Spontanität für Lachsalven. "Kommen Sie rein, wir haben heute Gleitzeit", rief er winkend, als drei Nachzügler ins Sägewerk platzten. "Wir überlegen auf der Feuerwache auch immer, fahren wir hin oder nicht." Er berichtete von der unangenehmen Wechselwirkung zwischen Darmverschluss und holprigen Straßen und von einem aufs Dach ausgebüxten Waran. Das Problem: Die Echse lässt sich beim besten Willen nicht in die in der Feuerwehrschule gelehrten fünf Tierarten – Hund, Katze, Maus, Biene und Ente – einordnen. Die Lösung: von der Drehleiter aus mit Kohlenstoffdioxid vereisen. Er erinnerte an seinen schlimmsten Einsatz (er vergaß die Zahnprothese im Rettungswagen) und ließ seine Zuhörer wissen, dass das Herdplatteanlassen Arbeitsplätze garantiere. Und er zeigte sich überzeugt, dass die Feuerwache das "größte hormongetriebene Kraftwerk der Welt" sei. Seit dem Vormarsch der Frauen, die mit technischer Unkenntnis glänzten, müssten die Männer mithalten. "Wir können alles, aber zu Hause scheitern wie an der Klobürste", fasste Nuth selbstironisch zusammen. Unter der komödiantischen Hülle steckte aber auch allzu oft ein ernster Kern. Wenn Nuth erzählt, wie er einer entrüsteten Seniorin, deren Katze er gerade aus den Fängen eines Schrankmonstrums durch Auseinanderbauen befreit hat, sagt: "Entschuldigung, aber nach einem Zimmerbrand tapezieren wir doch auch nicht", ist das lustig. Aber auch gesellschaftskritisch hinsichtlich des oftmals fehlenden Verständnisses für das, was die Feuerwehr leistet. Foto: jl