1. Borkum brüstete sich als "judenfreie" Nordseeinsel

    "Abgestempelt" ist noch bis zum 16. Juni zu sehen

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    RINTELN (ste). Die Lieblingsinsel der reformierten Gemeinde ist Borkum, die westlichste der deutschen Inseln vor der ostfriesischen Küste. Schon viele Konfirmandenfreizeiten wurden dort veranstaltet. Doch was hat das mit der Ausstellung "Abgestempelt" zu tun, die derzeit in der reformierten Kirche auf Initiative von Rebecca Schumnig von der benachbarten Hildburgschule zu sehen ist? Die Ausstellung zeigt Postkarten des Berliner Sammlers Wolfgang Haney. Er trug fast 1.000 antisemitische Postkarten zusammen und eine kleine Auswahl davon ist in der Wanderausstellung "Abgestempelt" zu sehen. Borkum spielt dabei eine besondere Rolle, denn die Insel brüstete sich früh damit, "judenfrei" zu sein. Im "Borkumlied" heißt es unter anderem: "Borkum, der Nordsee grösste Zier, bleib frei auch künftig fein. Lass Rosenthal und Levisohn in Norderney allein!" Menschenverachtende Liedverse, die auf Postkarten in die ganze Welt verschickt wurden. Schulleiter Torsten Rudolf dankte Rebecca Schumnig für ihr Engagement, die Ausstellung nach Rinteln zu holen. Insbesondere dankte er auch Pastor Heiko Buitkamp für dessen Bereitschaft, die Ausstellung in der reformierten Kirche organisieren zu dürfen. Die Postkarten sind heute nicht mehr das Medium der jungen Menschen, die Themen darauf sind so aktuell wie eh und je. Rudolf: "Nach der Hölle der zwei Weltkriege, nach einer menschenverachtenden Zeit, haben wir jetzt eine freie, nicht jedoch eine perfekte Gesellschaft!" Er forderte die anwesenden Schülerinnen und Schüler dazu auf, am Freiheitsgedanken unserer Gesellschaft weiter zu arbeiten, sie womöglich besser zu machen. Besonders hervor hob Rudolf die gute Zusammenarbeit der Rintelner Schulen, die nach dem "Rintelner Modell" ihre Arbeit daran ausrichteten, was für die Schülerinnen und Schüler das Beste ist. Dafür dankte er auch dem Leiter des Gymnasium Ernestinum, Reinhold Lüthen, mit dem die IGS auch schulübergreifend sehr gut zusammenarbeite. In Zeiten "alternativer Fakten" komme der politischen Bildung eine hohe Bedeutung zu. Rudolf sah die Aufgabe der Schule auch darin, eine klare Abgrenzung der Schule zu den ausfransenden Grenzen der Gesellschaft zu schaffen. Deutschland, so Rudolf, setze sich ständig kritisch mit seiner Geschichte auseinander und auch deshalb habe sich rechtes Gedankengut nicht wie in anderen Ländern manifestieren können. Bis zum 16. Juni kann man sich die Ausstellung in der Kirche anschauen. Foto: ste/privat

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