BAD NENNDORF (jl). Beschlossene Sache: Ab August erhöhen sich die Gebühren für die Kindertagesstätten. Vor allem Eltern, die ihre Sprösslinge auch außerhalb der Kernzeit betreuen lassen wollen, müssen tiefer in die Tasche greifen. Dafür votierte der Samtgemeinderat – bei zwei Neinstimmen der Grünen. Die Elternvertretung kritisierte, dass die Samtgemeinde damit kein familienfreundliches Gesicht zeige.
Die Kämmerei hatte erstmals eine Gebührenkalkulation für ihre Kitas erstellt – die "transparenteste Form für eine Erhöhung", wie Verwaltungschef Mike Schmidt betonte. Die Vorgabe: Die Elternbeiträge sollen 20 Prozent der Aufwendungen decken. Bisher liegt dieser Wert bei unter 15 Prozent. Gerechnet wurde mit einer Kalkulation anhand von Äquivalenzziffern. Ein bis 16.30 Uhr betreutes Kind verursacht mehr Kosten als eines, das nur vormittags in die Kita geht. Der Personalschlüssel ist deutlich höher, die Ausstattung eine aufwendigere. Dadurch fällt die Anpassung unterschiedlich aus. "Eine Kalkulation kann nicht ungerecht sein, weil es keine Emotionen gibt, sondern nur Zahlen in einer Excel-Tabelle", nahm Schmidt der Kritik den Wind aus den Segeln. Die Anhebung der elterlichen Deckungsquote sei, auf einem 18-Millionen-Euro-Schuldenberg stehend, für die Samtgemeinde notwendig, um handlungsfähig zu bleiben. Die Verwaltung rechnet mit Mehreinnahmen von 125.000 Euro. In den vergangenen sieben Jahren seien allein die Aufwendungen für die Kinderbetreuung um 75 Prozent auf aktuell 4,2 Millionen Euro gestiegen. Zudem lobte Schmidt die Qualität der Einrichtungen. Der Notwendigkeit der Erhöhung pflichtete auch die Mehrheit der Fraktionen bei, wenn auch nicht ohne Bauchschmerzen. "Wir müssen heute in den sauren Apfel beißen", sagte Fabian Heine (CDU) und verwies auf die zuvor fehlende Rechtssicherheit der Satzung ohne objektive Kalkulation. Dennoch: Die Grenze des Zumutbaren für Eltern ist seiner Meinung nach erreicht. Eine transparente Grundlage nannte Uwe Engelking (WGN) die neue Satzung. Dem Land und Bund kreidete er die fehlende finanzielle Unterstützung an. Katrin Hösl (SPD) sprach von Enttäuschung, dass kritisierende Elternvertreter dem Jugendausschuss fernblieben. Die Grünen bemängelten, dass die Verwaltung die Formel nicht herausrücke. Zudem sei es "ein falsches Signal nach außen", nur die Gebühren am Nachmittag zu erhöhen, sagte Imke Hennemann-Kreikenbohm. Gemeinsam mit Bernd Reese, der eingangs vergeblich versucht hatte, die Sitzung für Einwohnerfragen zu unterbrechen, stellte sie sich gegen die Anhebung. Schmidt konterte: Die Formel sei geistiges Eigentum, an dem sich andere Kommunen nicht bedienen soll. Und auch der vormittägliche Satz im Kindergarten steige faktisch um 30 Euro, weil er – hätte die Verwaltung früher entsprechend kalkuliert – bei 110 Euro läge. Nichtsdestoweniger sprachen sich die Ratspolitiker dafür aus, alle drei Jahre die Äquivalenzziffern zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Foto: jl/archiv Die neuen Monatsgebühren im Überblick: 8 bis 13 Uhr: Krippe: unverändert 190 Euro, Kindergarten: 140 statt 130 Euro. 8 bis 15 Uhr: Krippe: 290 statt 245 Euro, Kindergarten: 210 statt 170 Euro. 8 bis 16.30 Uhr: Krippe: 350 statt 290 Euro, Kindergarten: 250 statt 210 Euro. Sonderzeit à 30 Minuten: Krippe: 14 Euro (+ 2), Kindergarten: 11 Euro (+ 1). Hort: 195 statt 165 Euro. Foto: jl