FEGGENDORF (al). Der "Feggendorfer Stolln" gewinnt weiter an Bedeutung. Neben seiner Funktion als Industriedenkmal und Beispiel einer typischen Kleinzeche im Deister sowie seinem Wert als touristisches Ziel im Schaumburger Land dient er künftig als Ausbildungsstätte für angehende Bergbauingenieure: Der Stolln wurde als Lehrbergwerk anerkannt.
Dieses Prädikat gibt es derzeit nur zweimal in Deutschland: für eine Erzgrube in St. Andreasberg im Harz und für eine an die dortige Universität angegliederte Einrichtung im sächsischen Freiberg. Im Steinkohlenbergbau dürfte Feggendorf ab 2019 bundesweit sogar einmalig sein. Denn Ende 2018 schließen die beiden letzten industriell betriebenen Zechen in Bottrop und Ibbenbüren. "Damit sterben Handwerk und Tradition aus", befürchtet der Feggendorfer Betriebsleiter Florian Garbe. Fachleute für den Bergbau würden aber auch weiterhin auszubilden sein - und diese müssen nach den bisherigen Bestimmungen mindestens 120 Schichten unter Tage absolvieren. Wenn es aber dafür bald keine Gelegenheit mehr gebe, schlussfolgerte Garbe schon vor einiger Zeit, müsste eine neue geschaffen werden. Folglich bewarb sich der "Stolln" um Anerkennung als Lehrbergwerk. Diese Zulassung liegt inzwischen vor: "Wir dürfen Kohle fördern und ausbilden", berichtete er jetzt und freute sich sichtlich über die Erlaubnis: "Dann sind wir ab 2019 die letzte Steinkohlenzeche in Deutschland, die noch ein paar Tonnen Kohle im Jahr abbauen kann." Für die künftige Funktion soll ein neues Kohleflöz erschlossen werden. Doch auch den Besuchern dienen weitere Ausbau- und Sicherungsmaßnahmen. Ziel ist ein Rundweg, der über eine Länge von 450 Metern und einem Höhenunterschied von 55 Metern am bisherigen Stolleneingang beginnt und an einem entfernt gelegenen Ausgang ("Rösche") endet. Unterwegs werden historische Abbaustrecken und Flöze gezeigt, der Aufbau des Gesteins erläutert, die als Grundstrecke bezeichnete Hauptachse durch den Deister betreten und sogar ein unterirdischer "Bahnhof" besichtigt. Dass dies bald möglich sein kann, liegt am Fortgang der Arbeiten. "Wir haben viele Meter aufgewältigt", bilanzierte er die Beseitigung von Bruchstellen und den Ausbau von Teilstrecken in den vergangenen Monaten. Als positiv stellte sich der gute Zustand der Grundstrecke heraus. Daneben blieb auch noch Zeit, um als komplette Mannschaft die "Erste Hilfe"-Kenntnisse aufzufrischen. Aus reiner Vorsorge: "Zum Glück", so der Betriebsleiter, "ist in den letzten 14 Jahren kein schwerer Unfall passiert". Er lobte das unverändert hohe Besucheraufkommen bei Aktionstagen wie auch an den "normalen" Sonntagen, wo zu festen Zeiten keine Voranmeldung erforderlich ist. Diese Resonanz erhofft er sich auch für die neue Saison: Der am kommenden Sonntag, 7. Mai, stattfindende "Deistertag" gehört mit dazu. Auf der Wunschliste des 77 Mitglieder zählenden Fördervereins steht ein Stromanschluss ganz obenan. Bislang muss ein lärmender Generator den Antrieb bei maschinellen Arbeiten sichern. Mit Unterstützung des Fleckens Lauenau und der Forstverwaltung hofft Garbe auf eine Lösung des Problems. Foto: al