RINTELN (ste). Tue Gutes und rede darüber. So könnte man in kurzen Worten den Termin in der Berufsbildenden Schule bezeichnen, zu dem Schulleiter Herbert Habenicht einlud. Denn die Rintelner Berufsbildenden Schulen machen hervorragende Arbeit bei der Integration von jungen Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Möglich macht dies das Programm "Sprint Dual", bei dem der Landkreis Schaumburg, die Agentur für Arbeit, Arbeitgeber, die Berufsbildenden Schulen und natürlich die jungen Flüchtlinge quasi in einem Boot sitzen und gemeinsam daran arbeiten, dass junge Flüchtlinge ihren Platz in der Gesellschaft über einen Arbeitsplatz finden. Habenicht, der selbst Mathematik in der Sprachklasse gibt, gab freimütig zu, dass auch die Schule erst einmal lernen musste, was man schulintern beim Umgang mit den jungen Menschen ändern musste: "Wir haben beispielsweise bebilderte Rezepte für Kuchen ausgegeben, weil die Flüchtlinge die deutschen Rezepte natürlich nicht lesen können!" Wie gut das klappt, konnte man auf dem Tisch feststellen, wo sich verschiedene Kuchenspezialitäten in Reihe präsentierten. Landrat Jörg Farr, ohnehin ein Fan der gut organisierten Berufsbildenden Schulen, dankte für das über das normale Maß hinausgehende Engagement des gesamten Lehrkörpers. Ziemlich konstant 3.000 Flüchtlinge seien im Landkreis Schaumburg untergebracht: "Darunter ein hoher Anteil junger Menschen; 60 Prozent sind bis zu 25 Jahre!" Das biete auch Perspektiven für den Landkreis, nachdem die Herausforderungen im schulischen Bereich gemeistert sind. Stolz sei er auf die gute Flüchtlingsarbeit im Landkreis, der landesweit als Vorzeigelandkreis in der schulischen Ausbildung der Flüchtlinge gelte. Er dankte insbesondere auch den Firmen, die sich mit der Schule zusammen mit jeder Menge "...Herzblut und Überzeugung" für die gute Sache einsetzten und damit auch einen Beitrag dazu leisten, dass dem drohenden Facharbeitermangel entgegengewirkt werde. Günter Potthast dämpfte als stellvertretender Schulleiter der BBS die Euphorie einiger Politiker, die darauf hofften, dass nach einem Jahr die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt bereits geschafft sei: "Man braucht drei, aber es klappt!" Seine anfängliche Skepsis gegenüber dem Sprint Dual-Programm legte er schnell ab: "Wir haben lediglich zwei Abbrecher, einer davon wollte bei Regen keine Dachdeckerarbeiten machen!" Der Rest sei hoch angesehen in den Betrieben, lerne fleißig die deutsche Sprache und auch, wie die Gesellschaft bei uns so "tickt": "Sie haben verstanden, dass man bei uns über Ausbildung Fuß fassen kann in der Gesellschaft", so Potthast. Und auch seitens der Arbeitsagentur ist man überzeugt von dem Programm und froh über die Chancen, die daraus den jungen Menschen erwachsen. Marco Schock, Arbeitgeber für Amar Doctor, einen jungen Flüchtling aus dem Sudan, ist froh über den Neuzugang in seiner Firma: "Es gibt keine Vorbehalte der Kollegen gegenüber Amar und er ist super engagiert!" Amar selbst hatte anfangs Angst vor fehlender Fachsprachkenntnis, musste jedoch schnell feststellen, dass alle Kollegen "...total nett" sind und fühlt sich mittlerweile sehr wohl im Betrieb. Ebenso geht es Jamshid Safizadeh aus Afghanistan, der bei ARDAGH-Glas in Obernkirchen arbeitet: "Meistens holen mich meine Ausbilder zu Hause ab, sonst gehe ich eine Stunde zu Fuß und auch wieder eine Stunde zurück und bin immer pünktlich", so Jamshid, der Industriemechaniker lernt. Und auch Gönül Kurc vom Haus "Desiree" in Bad Eilsen ist überzeugt davon, dass Meraj Ayubi eine echte Bereicherung für ihr Team ist: "Aus seiner Kultur ist er es gewöhnt, sehr liebe- und respektvoll mit älteren Menschen umzugehen!" Das "Sprint Dual"-Programm ist in Module aufgegliedert. Nach dem Spracherwerb gibt es eine Einführung in die regionale Kultur- und Lebenswelt, eine Einführung in das Berufs- und Arbeitsleben, dann wird der Spracherwerb vertieft, Grundlagenwissen vermittelt und am Ende steht die praktische Einführung in das Berufs- und Arbeitsleben. In Rinteln starteten 14 junge Flüchtlinge das Programm und fünf von ihnen haben bereits feste Zusagen für Ausbildungsplätze.Foto: ste
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Mit jeder Menge Herzblut und Überzeugung
Programm "Sprint Dual" soll jungen Flüchtlingen einen Platz im Arbeitsmarkt und damit in der Gesellschaft verschaffen
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