Der Fläche, auf der die "WEA II" einmal stehen soll. Beim Abtrag des Mutterbodens in Pflugtiefe war er dabei, entdeckte eine Farbveränderung auf dem Lössboden und richtete dort eine Grabungsstelle ein. Großes Lob hatte Schween für das Baggerunternehmen und den Fahrer: "Der hatte es echt drauf, zog zentimetergenau den Boden ab. Sonst hätte ich die Stelle vielleicht gar nicht entdeckt!" Doch was ist diese "Stelle", was verbirgt sich hinter einer grau-schwarzen Verfärbung, hinter grauen und roten Tonscherben? "Bei den roten Scherben war das Geheimnis schnell gelüftet. Das sind Reste von Drainagerohren, die früher zum Trockenlegen der Felder verbaut wurden", so der Archäologe; nichts Wildes also. Interessanter aus archäologischer Sicht wird es bei den weichgebrannten Tonscherben, bei den schwarzen Bodenverfärbungen mit auffällig weißen Stücken darin: "Das ist Leichenbrand, Knochenbrand!" Und diese Funde deuten auf eine Bestattung in vermutlich vorrömischer Eisenzeit hin: "Vielleicht auch römische Kaiserzeit, das muss ich noch genau prüfen!" Durchsetzt ist der Leichenbrand mit Holzkohle. Eine Urne hat Joachim Schween bislang nicht gefunden und hält dies auch für unwahrscheinlich: "Bei Urnenbestattungen waren die Reste der Verbrannten bislang eher wenig mit Holzkohle durchsetzt, fast schon gereinigt!" Der Vorteil für die Archäologen an der Grabungsstelle: "Hier können wir in sehr geringer Tiefe auf sehr alte Funde stoßen!" Bei einer Grabung 2009 für die Firma "Eggersmann" hatte man erst in etwa dreieinhalb Metern Tiefe mit Grenzsteinen Funde aus dem 17. Jahrhundert: "Die Ablagerungen von Sediment der Weser bei Hochwasser waren dafür verantwortlich!" Jetzt, auf einer Art Weserterrasse, seien die Funde in nur 30 Zentimeter Tiefe aufgetaucht. Konsequenzen für das Genehmigungsverfahren für die Windkraftanlagen haben die Funde allerdings nicht. Sie liefern lediglich einen weiteren Baustein für die Forschung zur Frage der Besiedlung des Wesertals. Auffällig für den Archäologen ist allerdings, dass es sich nur um eine Bestattung gehandelt haben muss: "Es wurden keine Siedlungsspuren aufgefunden und auch kein Gräberfeld!" Joachim Schween wird nun die Fundstücke säubern, analysieren, kartieren und dann in ihrer Aussagekraft historisch bewerten. Dabei konzentriert sich Schween ausdrücklich nur auf die Bewertung der archäologischen Fragen: "Zur Frage der Windkraft an diesem Standort bekommen Sie von mir keine Stellungnahme!" Und Schween teilte kurz vor Redaktionsschluss auch schon erste Ergebnisse mit: "Inzwischen kann ich den archäologischen Befund besser einordnen. Es handelt sich mit größter Wahrscheinlichkeit um ein Brandgrubengrab der vorrömischen Eisenzeit, wohl aus dem 3. bis 1. Jahrhundert vor Christus. Die jüngere Forschung spricht auch vom "Scheiterhaufengrab". Der Verstorbene wurde diesem Modell zufolge vor Ort verbrannt. Was man davon heute noch findet, sind die untersten Überreste dieser Verbrennung - die aus Holzkohle und verbrannten Knochenpartikeln, dem "Leichenbrand", und Gefäßscherben bestehen." Foto: ste
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Tonscherben und Leichenbrand aus vorrömischer Eisenzeit
Archäologe Joachim Schween findet Reste einer Bestattungsstelle am Standort der Windenergieanlage II
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