"Es ist mir eine besondere Freude, Susanne Wöbbeking zu ‚Nachgefragt bei...’ begrüßen zu dürfen. Das Stift ist mit der Stiftskirche ein markantes Wahrzeichen Obernkirchens, das auf eine 850-jährige Geschichte zurückblickt. Es geht mit der Zeit und hat sich für die Öffentlichkeit geöffnet", leitete Landrat Jörg Farr die Veranstaltung ein. "Die Äbtissin ist mit dafür verantwortlich, die vorhandenen Kunstschätze zu erhalten und sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das ist eine große Aufgabe", stellte VHS-Mitarbeiterin Dunja Cordes, die das Interview mit Susanne Wöbbeking führte, fest. Gut vorbereitet entlockte Cordes der Äbtissin in der Folge mit ihren Fragen interessante Einblicke in das Stiftsleben. "Wir sind keine Alten-WG", betonte Wöbbeking. So hätte jede der derzeit zum Kapitel gehörenden sechs Stiftsdamen einen eigenen Haushalt in einer dem Stift gehörenden Wohnung zu führen und eine feste, nach Interesse und Fähigkeiten vergebene Aufgabe in der Gemeinschaft zu erfüllen. Dazu gehören beispielsweise die Arbeit in der Pilgerbetreuung, den Gärten, in Museum und Archiv sowie die der Äbtissin obliegende Wirtschaftsführung. Haupteinnahmequelle des Stifts sind Miet- und Pachteinnahmen. "Ich bin in Obernkirchen aufgewachsen und wusste schon als Dreijährige, dass ich im Stift leben will", berichtete Wöbbeking. "Damals bin ich dort in die Kinderbetreuung gegangen und fand es wunderschön." Gewählt wurde Wöbbeking 2009 von den Stiftsdamen, welche ebenfalls von der Gemeinschaft ausgewählt werden, wenn ein Platz zu vergeben ist. Adelig müssen die Bewerberinnen in der heutigen Zeit nicht mehr sein, aber ledig und evangelisch. "Zunächst müssen die Damen eine einjährige Probezeit absolvieren um zu sehen, ob es für beide Seiten passt. Besonders im Winter ist es bei uns ziemlich kalt. Das müssen die Damen schon ausprobiert haben", verdeutlichte die Äbtissin. Die Stiftsdamen behalten ihr Vermögen und nehmen dieses, sofern sie austreten, wieder mit. Auch wenn es heute auf den ersten Blick vielleicht erstaunlich scheint, war das Stift in früheren Zeiten ein Ort der Freiheit. So stellte es eine Alternative zur Heirat oder dem Leben in der Familie dar und bot den Damen durch ihren Status die Möglichkeit, unter dem Schutz der Kirche Reisefreuden auszuleben. Foto: pp
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"Der Stift Obernkirchen ist keine Alten-WG!"
Äbtissin Susanne Wöbbeking gibt Einblicke in das Leben im Stift Obernkirchen / Dunja Cordes stellt interessante Fragen
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