1. Europäische Union steht für Frieden und wirtschaftliches Wohlergehen Krause nennt Gründe für Europakritik / Jeder kann in seinem Umfeld für die Gemeinschaft werben

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    STADTHAGEN (pp). Auf großes Interesse sind die Ausführungen des ehemaligen Leiters des ARD-Studios Brüssel, Rolf-Dieter Krause, zum Thema "60 Jahre Römische Verträge – Wird Europa das Opfer von Populisten" gestoßen. Rund 200 Besucher verfolgten im Saal des Ratskellers Stadthagen den vom heimischen Europaparlamentarier Burkhard Balz im Rahmen seiner "Mittagsgespräche" in Zusammenarbeit mit der Adenauer-Stiftung initiierten Impulsvortrag des in Europafragen besonders profilierten Journalisten.

    "2016 kann als Jahr der Populisten bezeichnet werden", führte Balz in die Veranstaltung ein. "Ich meine aber, dass Europa in den letzten Jahrzehnten dazu beigetragen hat, die Lebensverhältnisse anzugleichen und Frieden und Freiheit zu sichern." Diese Auffassung teilte Krause gleich zu Beginn seines Vortrags: "Die EU steht für Frieden und wirtschaftliches Wohlergehen. Diese Versprechen hat Europa auch gehalten. Überall auf der Welt brennt es, aber wir haben Frieden, weil Europa das Schlachtfeld durch den Verhandlungstisch ersetzt hat. Außerdem haben alle Mitgliedsstaaten ihre Wirtschaftskraft erhöht." Als Gründe für die Europakritik arbeitete Krause vier Punkte heraus. Das "Europa-Bashing" (Europa-Beschimpfung) vieler Politiker, die Beschlüssen auf EU-Ebene zunächst zustimmen und diese dann in ihren Heimatstaaten, teilweise mittels Lügen, kritisieren würden. Dabei seien viele Regelungen, auch wenn sie im ersten Moment übertrieben erschienen, sinnvoll. "Die kabarettreife Gestaltungsregelung für Traktorensitze ist auf Wunsch Bayerns wegen eines Versicherungsfalls zustande gekommen und die inzwischen abgeschaffte Verordnung über den Krümmungsgrad von Gurken wird vom Handel weiterhin freiwillig umgesetzt", nannte Krause Beispiele. "Mit manchen Entscheidungen hat Europa die Bürger überfordert. Ich halte die Einführung des Euro aufgrund der zu unterschiedlichen Wirtschaftskraft der Mitgliedsländer für einen Fehler, da keine Wechselkursänderungen mehr möglich sind", stellte Krause weitere Probleme dar. Außerdem hielten sich die Europapolitiker manchmal nicht an ihre eigenen Beschlüsse, wie beispielsweise an die Defizitregeln. "Wir reden gerne von der Wertegemeinschaft in Europa, aber wir haben nicht mehr genügend gemeinsame Werte", führte der Journalist seinen vierten Kritikpunkt aus. "Einige Staaten wollen keine Lasten mittragen sondern nur vom Binnenmarkt profitieren." Auch die in Ungarn praktisch abgeschaffte und in Polen unter Druck stehende Pressefreiheit sprach Krause an. "Pressefreiheit ist ihre Freiheit, zu entscheiden, wo sie sich informieren", verdeutlichte er. Diese Schwächen seien für Populisten ein guter Ansatz, jedoch: "Sie stochern in der Wunde, aber das Pflaster haben sie nicht. Im Gegenteil – sie machen es oft noch schlimmer!" "Europa ist für mich ein wichtiges Projekt, weil die Geschichte gezeigt hat, dass alle Hochkulturen untergegangen sind. Derzeit ist Europa das Salz in der Weltsuppe. Wir haben etwas zu verteidigen und das können wir nur gemeinsam. Jeder kann in seinem persönlichen Umfeld dafür etwas tun, indem er Europa verteidigt", rief Krause die "schweigende Mehrheit" dazu auf, sich bemerkbar zu machen und die europäische Idee zu stützen. Foto: pp

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