LANDKREIS (bb). In Folge der Zusammenführung der Krankenhäuser des Landkreises im neuen Gesamtklinikum in Vehlen war in der öffentlichen Diskussion oftmals die Bedeutung einer engen Einbindung des zentralen Standortes in den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) hervorgehoben worden. Die Verwaltung stellte im Ausschuss für Kreisentwicklung nun ihr Konzept dazu vor und erntete allgemeine Zustimmung für ihre Planungen.
"Wir haben nicht nur eine bessere medizinische Versorgung, sondern wir haben auch eine bessere Anbindung als zuvor", fasste der Ausschussvorsitzende Karsten Becker (SPD) zusammen. Der Landkreis gehe mit einem hervorragenden Angebot an den Start, das so in Niedersachsen selten zu finden sei. Beckers Einschätzung bezog sich auf die Überlegungen, die Knut Utech vom für den ÖPNV zuständigen Amt der Landkreisverwaltung auf der Ausschuss-Sitzung vorgestellt hatte. Utech erläuterte ein ausgeklügeltes Konzept, das einerseits die bestehenden Buslinien auf das Klinikum in Vehlen ausrichtet und andererseits die Verbindung über sogenannte Bedarfsverkehre ermöglicht. Also Fahrten mit "Anrufbussen" oder "Anrufautos", welche die Bürger individuell buchen können, wenn ein Termin oder Besuch im Krankenhaus ansteht. So sollen die bestehenden Buslinien aus Bückeburg, Stadthagen, und Rinteln per Stichfahrt auch das Klinikum in Vehlen ansteuern. Aufgrund der zentralen Lage sei dies ohne größere Umstände möglich, wie Utech erklärte. Zusätzlich sind zu den Schichtzeiten Fahrten für die Beschäftigten vorgesehen, ebenfalls zum üblichen Bus-Tarif. Mit diesen "Schicht-Bussen" werden die genannten Städte angebunden. Utech erklärte auf Nachfrage aus dem Ausschuss, dass aus diesen die ganz überwiegende Zahl der Mitarbeiter komme. Insgesamt werde es 60 Busfahrten pro Werktag zum Klinikum geben. Im Bereich des Bedarfsverkehrs profitiere der Landkreis nun von den bereits aufgebauten Systemen. Die Anrufbusse und Anrufautos in den Samtgemeinden werden ihr Angebot um Fahrten zum Klinikum ausweiten. Diese Fahrten sollen jeweils zu bestimmten Zeiten möglich sein, Hinfahrten jeweils um 9.30 Uhr und 13.30 Uhr, Rückfahrten vom Klinikum jeweils um 12 Uhr und 16 Uhr. Dazu ist grundsätzlich eine vorherige telefonische Anmeldung nötig, die Fahrgäste werden dann jeweils von der Haustür abgeholt. Rückfahrten vom Krankenhaus enden wieder vor der Haustür, pro Tour ist an eine Gebühr von 5 Euro gedacht. Die Mindereinnahmen, die bei diesen Fahrten für die die Anrufsysteme tragenden Vereine, Kommunen und Taxiunternehmen entstehen, werden vom Landkreis ausgeglichen. Hinzu kommen Maßnahmen wie die Einrichtung eines Stadtbusses in Obernkirchen und die Erweiterung des zeitlichen Gültigkeitsbereiches des Seniorentaxis für Fahrten zum Krankenhaus auf den ganzen Tag. "Wir haben dann im Endeffekt ein kreisweites System, so dass jeder Schaumburger zum Krankenhaus in Vehlen kommen kann", hielt Knut Utech fest. Grundsätzlich rechne die Verwaltung damit, dass die Anreise von Patienten und Besuchern im eigenen Fahrzeug der Normalfall bleibe und das ÖPNV-Angebot nur eine geringe Nachfrage finden werde. Dies hätten Zählungen an den derzeitigen Krankenhausstandorten in Stadthagen und Rinteln sowie eine Nachfrage an die Stadt Minden ergeben, so Utech. Die Aussteigerzahlen an den Haltestellen an den drei Kliniken seien nur sehr gering (Minden nur drei pro Tag, Rinteln bis maximal zehn pro Werktag). Die Ausschussmitglieder Cerstin Bayer und Gerd Wischhöfer (beide SPD) erklärten, dass mit dem Konzept eine Anbindung gelinge, die sowohl Patienten und Besuchern als auch den Mitarbeitern gerecht werde. Mit der Fahrt bis vor die Haustür werde der Service verbessert. Bernd Lescher (Grüne) fügte hinzu, dass die Verwaltung eine "sehr gute Lösung für die Herausforderungen des ländlichen Raumes" erarbeitet habe, die über die Bedarfssysteme unnütze Leerfahrten vermeide. Karsten Becker hielt fest, dass das System so flexibel sei, dass Anpassungen bei unerwarteten Bedarfen vorgenommen werden könnten. Foto: archiv bb