1. Gelebter Klimaschutz braucht auch den kulturellen Wandel

    Das "BürgerEnergieWende"-Forum stellt einen machbaren Masterplan vor / Deutliche Kritik an Tötungsrisiko für Vögel

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    LANDKREIS (jl). Dass das "sehr ehrgeizige" Ziel des Masterplans 100 Prozent Klimaschutz machbar ist, davon hat sich Manfred Görg beim vierten "BürgerEnergieWende"-Forum überzeugt gezeigt. "Aber nur wenn wir es wirklich wollen", schränkte der Vorsitzende des Vereins in der Wandelhalle ein. Bis 2050 soll der Strom ausschließlich aus regenerativen Quellen stammen. Die Kohlendioxid-Emission soll um 95 Prozent und der Endenergieverbrauch um 50 Prozent (im Vergleich zu 1990) reduziert werden. Dafür brauche es – neben 20 neuen Standorten zur Energieerzeugung – den Willen der Allgemeinheit, Gelegenheiten zu nutzen. Von den Kommunen forderte Görg Vorbild zu sein.

    Bad Nenndorfs Bürgermeisterin Marlies Matthias hob hervor, dass gerade wachsende Kommunen wie Bad Nenndorf zunehmend auf erneuerbare Energien setzen müssten. Etwa mit Carsharing und einer in der Poststraße aufgestellten E-Ladesäule lebe auch die Kurstadt aktiv den Klimaschutz. Als "größten Effekt" machte Landrat Jörg Farr die Energieeinsparung aus. Durch entsprechende Investitionen in seine 100 Liegenschaften habe der Kreis 60.000 Tonnen CO2 seit 2001 eingespart. "Das ist das sechsfache Gewicht des Eiffelturms", verdeutliche Farr. Als Erfolg wertete er auch die Kampagne der Leitstelle Klimaschutz, die 450 private Hausbesitzer beraten hat, und Projekte mit jungen Menschen als Multiplikatoren. Den Masterplan selbst stellte dessen Koordinator beim Landkreis, Jan Krebs, vor. "Es geht darum, eine Vorreiterrolle einzunehmen und die Energiewende beispielhaft umzusetzen", sagte er über das Projekt mit einem derzeitigen Volumen von 916.000 Euro. Davon sind 775.000 Euro Fördergeld. In der ersten Phase bündeln die Landkreise Hameln-Pyrmont, Holzminden und Schaumburg ihre Aktivitäten, um die erklärten 100 Prozent mit Wertschöpfung vor Ort zu erzielen. Krebs betonte: "Wir müssten eigentlich mehr erreichen, um urbane Regionen wie Hannover mitversorgen zu können." Dort fehle nötige Fläche. 686 Hektar müsste der Landkreis Schaumburg als Vorranggebiete für die Windenergie ausweisen, wie Gastredner Theo Stracke ausführte. "Zweifel sind angesagt, wenn bei Windkraftanlagen die Gefährdung unserer heimischen Artenvielfalt ins Feld geführt wird", sagte der Professor (Universität Hildesheim). Dem von Naturschützern vorgebrachten Tötungsrisiko für Vögel setzte er das zig millionenfache Vogelsterben durch Katzen, Autobahnen, Glasfassaden und moderne Landbewirtschaftung entgegen. An den Mühlen stürben bis zu 200.000 jährlich, darunter bis zu 300 Rotmilane –"gemessen an den anderen Zahlen ein Promillewert". In der anschließenden Podiumsdiskussion warfen Nabu-Vertreter dem Referenten vor, das Schlagrisiko des Rotmilans zu bagatellisieren. Stracke bekräftigte, dass der Anstieg an Windrädern nicht mit der gleich gebliebenen Populationsentwicklung des Greifvogels korreliere. Vor dem Abgrund sah Henning Austmann von der Hochschule Hannover die Gesellschaft. Beim zwingend notwendigen Gang "zurück zu genug" nehme vor allem der tiefgreifende kulturelle Wandel von unten eine bedeutsame Rolle ein. "Wir müssen zu nachhaltigen Lebensstilen finden", betonte der Forscher und verwies beispielhaft auf die drei Orte Flegessen, Hasperde und Kleinsüntel. Dort ist etwa ein Dorfladen in Bürgerhand entstanden. Foto: jl

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