1. "Eine große Bereicherung für Schaumburg und ganz Deutschland"

    Alevitisches Kulturzentrum Schaumburg begeht 22-jähriges Bestehen / Kein Raum für Rassismus

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    STADTHAGEN/LANDKREIS (bb). Gemeinsam mit zahlreichen Gästen hat das "Alevitische Kulturzentrum Schaumburg" in der Stadthäger Festhalle sein 22-jähriges Bestehen gefeiert. Schwerpunkt der Veranstaltung war der Vortrag von traditionellen Liedern durch eine Reihe von Künstlern. Eine Reihe von Rednern nahm auch politisch Stellung und sprach sich gegen die von der türkischen Regierungspartei angestrebte Verfassungsänderung in der Türkei aus und äußerten Sorge über die aktuelle Entwicklung in dem Land. Moderatorin Selvi Arslan-Dolma betonte zu Beginn der Veranstaltung, dass es Gebot für die Aleviten sei, Gerechtigkeit gegen Menschen aller Völker und Ethnien zu üben. Deshalb sei für Rassismus und Nationalismus kein Raum im alevitischen Glauben. Es folgte die Eröffnung mit dem Gebet durch "Dedes" und "Anas", die männlichen und weiblichen Geistlichen der Aleviten. Rund 450 Gäste aus einem Einzugsbereich weit über den Landkreis hinaus hatten sich bis dahin in der Festhalle versammelt, im Laufe des Abends kamen noch viele weitere hinzu. Mit der Veranstaltung feierte das "Alevitische Kulturzentrum" sein 22-jähriges Bestehen und den Abschluss des umfangreichen Umbaus seines Gemeindezentrums in Stadthägen. Eine Dia-Schau gab einen Eindruck von den Umgestaltungsarbeiten. Das Vorstandsteam des Kulturzentrums um Zabit Cetin dankte allen Helfern und Sponsoren, welche die Baumaßnahmen unterstützt hatten. Gruppen des "Alevitischen Kulturzentrums Schaumburg" und Gastkünstler, mehrere eigens aus der Türkei angereist, trugen begleitet von der Langhalslaute überlieferte alevitische Stücke vor. Immer wieder brandete spontaner Applaus während des Spiels auf. Die Musik hat für die alevitische Glaubensgemeinschaft eine große Bedeutung. Die traditionellen Lieder mit ihren gefühlvollen Melodien waren über Jahrhunderte Träger der kulturellen und religiösen Identität. Landrat Jörg Farr hob in seinem Grußwort die enge Einbindung des "Alevitischen Kulturzentrums" in die Schaumburger Gesellschaft hervor. Das Zentrum trete bei verschiedenen Veranstaltungen regelmäßig für Offenheit und Toleranz ein. Der Stadthäger Bürgermeister Oliver Theiß bezeichnete die alevitische Gemeinschaft als ein Musterbeispiel für gelungene Integration, diese sei unter Wahrung ihrer Traditionen in Deutschland angekommen. Canan Canli von der Alevitischen Landesvertretung Nord hob hervor, dass Regierungskritiker in der Türkei derzeit vielfältigen Repressalien ausgesetzt seien und lehnte die über eine Volksabstimmung in der Türkei angestrebte Verfassungsänderung ab. Michael Höntsch, SPD-Landtagsmitglied, sprach die Sorge über die Entwicklung in der Türkei an, die ihn und gerade auch viele Menschen mit türkischen Wurzeln umtreibe, die dort Verwandte hätten. Entscheidend sei es, "sich die über Jahrzehnte gewachsene Freundschaft zwischen den Menschen sowie den Staaten Deutschland und Türkei nicht kaputt machen zu lassen", so Höntsch. Der Landtagsabgeordnete der Grünen Belit Onay betonte, dass sich Menschen alevitischen Glaubens in der Türkei vielfach für eine laizistische, freiheitliche Grundordnung stark gemacht hätten. Gerade heute sei zu sehen, wie wichtig solche Kräfte seien. Karsten Becker, SPD-Landtagsabgeordneter, dankte dem Alevitischen Kulturzentrum, dass es bei Veranstaltungen wie "Bad Nenndorf ist bunt" gegen Rassismus und Ausgrenzung Haltung zeige. Damit würden die Schaumburger Aleviten die von ihnen betonten Werte auch mit gesellschaftlichem Engagement untermauern. Das Eintreten für Demokratie und den laizistischen Staat sei auch genau das richtige Zeichen, das durch die Veranstaltung in der Festhalle von Schaumburg ausgehe. Die alevitische Gemeinschaft sei mit ihrer Haltung und Kultur eine Bereicherung für den Landkreis und Deutschland. Hüseyin Mat, Vorsitzender des alevitischen Dachverbandes in der Bundesrepublik beschloss die Rednerliste. Ein Großteil des Publikums in der Festhalle reagierte jeweils mit lautstarkem Beifall auf Stellungnahmen, welche sich gegen die angestrebten Verfassungsänderungen zur Einführung eines Präsidialsystems in der Türkei aussprachen.Foto: bb

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