1. Zweite Exkursion in die 50er Jahre

    Eg Witt liest in aus seinem Roman "Der Schweinekassierer" / Anrührende Handlung taucht die Zeit in ein anderes Licht

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    RINTELN/STADTHAGEN (km). Nach seinem Debutroman "Weserblues" im Jahre 2012 hat der Rintelner Künstler Eg Witt jetzt einen zweiten Roman veröffentlicht. Wie schon in seinem ersten Werk richtet Witt in seinem Roman "Der Schweinekassierer" den Fokus noch einmal auf die Fünfzigerjahre des vorigen Jahrhunderts.

    Diverse eher unbekannte Vorkommnisse sowie eine anrührende Handlung tauchen die Zeit noch einmal in ein neues Licht. Der größte Wunsch des einundzwanzigjährigen Protagonisten Hans Trestow ist es, mit seiner noch minderjährigen Freundin Analisa, Tochter der Flüchtlingsfamilie Weber, einmal zelten zu gehen - in einer norddeutschen, spitzgiebeligen Kleinstadt an der Weser, Mitte der Fünfzigerjahre des vorigen Jahrhunderts, auch im Arbeitermilieu einer Glasbläsersiedlung mit jeder Menge waschechter Kommunisten... ein ziemlich ungebührliches Ansinnen. Ob sich das schrecklich harmlose Vorhaben des jungen Verlagskaufmannes und Hobbylaienspielers Hans letztlich dennoch in die Tat umsetzen lässt, entscheidet sich erst am Schluss. Allerorten ist Verdrängung angesagt. Am allerbesten gelingt das offenbar Alfons Göbel, einem Pförtner, der auch die Versicherungsbeiträge der Glasbläser für die Schweinekasse einsammelt und von allen nur Schweinekassierer genannt wird. Der einst glühende Nazi, den auch der Verlust eines Armes beim Russlandfeldzug nicht von seiner Verblendung abzubringen vermochte, macht mit Hass- und Hetzreden heftig Stimmung gegen Flüchtlinge. In einem Klima, in dem sich die Alten den bohrenden Fragen der Jungen konsequent verweigern, versuchen Hans sowie seine Freunde Wolfgang und Claus in einer Laienspielgruppe, die sich die Parabel "Der gute Mensch" von Sezuan von Bertolt Brecht vornimmt, eine sinnvolle Freizeitgestaltung zu erlangen. Bevor Hans mit seinem Kumpel Chris zu einer unterhaltsamen und nicht folgenlosen Reise nach Amsterdam aufbricht, schlägt sein Verhältnis zum Schweinekassierer um in eine persönliche Feindschaft. Während Hans sich dann an den Grachten in eine junge Prostituierte verguckt, sich außerdem auch auf die Spuren von Vincent van Gogh zu begeben versucht, treibt daheim auf "der Hütte" der Schweinekassierer weiter sein Unwesen. Er schreckt dabei nicht davor zurück, den Bogen weit zu überspannen. Eg Witt, geboren am 18. April 1943 in Rinteln, entstammt einer Glasmacherfamilie. Vor seiner Tätigkeit als Künstler übte er verschiedene andere Tätigkeiten aus. Seit 1989 lebt er wieder in seinem Geburtsort als freischaffender Maler, Bildhauer und Schriftsteller - nach langjährigen Aufenthalten unter anderem in St. Gallen, Montreux, München und Wolfenbüttel. Aus seinem neuen Roman liest Witt am Donnerstag, dem 30. März, in der Buchhandlung Schmidt in Stadthagen. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. Foto: km

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