BÜCKEBURG (wa). Inhaltlich sei die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit völlig berechtigt, allerdings gebe es einige Missverständnisse, die erst nach internen Vorplanungen zu einem späteren Zeitpunkt ausgeräumt werden können, so formulierte es Sylvia Milsch, Gewerkschaftssekretärin der ver.di auf Nachfrage des Schaumburger Wochenblattes. Am Agaplesion Evangelischen Krankenhaus Bethel haben Mitarbeiter eine Unterschriftenaktion "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" ins Leben gerufen –über 200 Mitarbeiter haben bereits unterzeichnet und sich als unzufrieden mit der derzeitigen Tarifsituation ausgesprochen. Bereits im Jahr 2013 streikten sowohl Mitarbeiter aus Stadthagen und Rinteln als auch die Bückeburger gemeinsam um den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVÖD) für alle: Mitarbeiter in Stadthagen und Rinteln werden nach dem TVÖD bezahlt. Die Beschäftigten im kirchlichen Krankenhaus Bethel erhalten hingegen den Tarif der Diakonie Niedersachsen, welcher zum Beispiel bei Personal welches länger beschäftigt ist, geringer ausfällt als der TVÖD. "Wir richten uns hier rein nach dem Arbeitsrecht und Tarifrecht", sagt Diana Fortmann, Geschäftsführerin Agaplesion Ev. Krankenhaus Bethel Bückeburg. Der TVDN gilt, weil rein formal das Krankenhaus Bethel der aufnehmende Betrieb ist. Grundsätzlich haben Mitarbeiter, die einen kirchlichen Tarif beziehen laut den Gewerkschaften weniger Möglichkeiten auf diesen Einfluss zu nehmen. Dies sei in der Historie verankert, so Agaplesion-Sprecher in Schaumburg Achim Rogge. Auch Neuanstellungen werden den TVDN bekommen. Es gibt noch weitere Unterschiede: das Personal für Labor, Küche, Reinigung und Bettenaufbereitung wird nicht beim Klinikum Schaumburg angestellt, sondern über weitere Tochtergesellschaften. Im April 2016 hieß es seitens der Agaplesion Geschäftsführung, dass man einen Übergangstarif anstrebe, obwohl juristisch keine Notwendigkeit dafür bestehe. Das Schaumburger Wochenblatt berichtete ein paar Monate später (24.09.2016/ag): "Im neuen Klinikum wird keine Berufsgruppe schlechter verdienen als vorher", versicherte Rogge. Die unterschiedlichen Entgelte sollen ausgeglichen werden, um für faire und vergleichbare Arbeitsbedingungen zu sorgen. Den Mitarbeitern, die aus Bückeburg ans Klinikum Schaumburg wechseln, soll deshalb eine pauschale Zulage angeboten werden." Bis jetzt sei laut Agaplesion Geschäftsführung für Schaumburg noch niemand der potenziellen Unterzeichner der Unterschriftenaktion an sie herangetreten. "Wir wehren uns dagegen, dass es heißt, dass wir Krankenschwestern schlecht bezahlen. Denn wir zahlen absolut Tarif-konform im TVDN", sagte Rogge. Diese nun aufgekommene Neid-Diskussion sei unproduktiv in allen Bereichen. Im Laufe der Zeit würden sich derzeit höhere Tarife verringern und demnach angleichen – dies sei ein sehr komplexes Konstrukt, erklärte Fortmann. Auch seitens ver.di heißt es, dass man mit derartigen Informationen nicht an die Öffentlichkeit gegangen sei, weil "dieser Prozess schwer verständlich ist". "Ein Abkommen über Stillschweigen gibt es selbstverständlich nicht, wie in der Presse behauptet", sagte Milsch gegenüber dieser Zeitung. Ende März gebe es die nächste Mitgliederversammlung, bei der man aktiv werden wolle. Foto: wa
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"Wir wehren uns entschieden dagegen, Krankenschwestern schlecht zu bezahlen"
Die Agaplesion-Geschäftsführung sei über die Unterschriftenaktion "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" nicht informiert
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