1. Der Fluch der Diskontinuität

    Klinikum Schaumburg soll erst im Herbst eröffnen / Betreiber trägt Mehrkosten

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    LANDKREIS (tr). Die Eröffnung des Klinikums Schaumburg verzögert sich erneut: Der Umzug in den Neubau könne voraussichtlich erst im Herbst erfolgen, teilten Achim Rogge und Bettina Geißler-Nielsen aus der Geschäftsführung der Krankenhausprojektgesellschaft am Montag mit. Die Verzögerung sei eine Spätfolge der Insolvenz der Firma Imtech. "Wir lagen dadurch zwischenzeitlich in einem Zeitverzug von anderthalb Jahren. Wir sind nach Rücksprache mit der Bauleitung davon ausgegangen, dass wir Teile davon kompensieren und im April einziehen können", sagte Rogge. "Diesen ehrgeizigen Zeitplan können wir leider nicht halten." Auf einen konkreten Eröffnungstermin wollte er sich noch nicht festlegen. DIe Firma Imtech sollte 2015 die Schwachstrom-Verkabelung in dem Neubau durchführen – dazu gehören die Netzwerktechnik, EDV, Brandmeldeanlagen und weitere Schlüsselgewerke, ohne die das Klinikum nicht in Betrieb genommen werden kann. Der Auftrag habe ein Volumen von 3,5 Millionen Euro gehabt, berichtete Rogge. Davon seien bis zur Insolvenz des Unternehmens erst 800.000 Euro verbaut gewesen. Trotz der relativ nahtlosen Übernahme dieser Aufgaben durch eine andere Firma sei es nötig geworden, zu "springen" und erst die Arbeiten auszuführen, die unabhängig davon möglich waren, erklärte Rogge. Um zwangsweise Ausgelassenes nachzuholen, stünden bei einigen beteiligten Unternehmen nun aber zum Teil nun aber nicht mehr ausreichend Arbeiter zur Verfügung. "Wir haben versucht, mehr zu bekommen, viele sind jetzt aber an andere Baustellen gebunden", so Rogge. Er sprach in diesem Zusammenhang vom "Fluch der Diskontinuität". Zudem habe es Koordinationsschwierigkeiten zwischen beteiligten Firmen und Architekten gegeben. Dirk Hahne, der technische Leiter des neuen Klinikums, konkretisierte die Probleme. Es hapere vor allem an zwei "sicherheitsrelevanten, diagnostischen Herzstücken": der zentralen Sterilgutversorgung (ZSVA) sowie der Radiologieabteilung. Erstere sei ein hochkomplexer Bereich, in dem zum Beispiel OP-Besteck in fünf Schritten mittels Reindampf gereinigt werde. "Eine Perle in dieser Kette kann dafür sorgen, dass alles kippt", so Rogge. Durch die Probleme mit anderen Firmen hätte die korrekte Funktionsfähigkeit nicht mehr zeitgemäß bis Ende April geprüft werden können. In der künftigen Radiologie im Nordkubus des Gebäudes komme die Verzögerung dadurch zustande, dass dort noch keine hundertprozentige Sauberkeit gewährleistet sei. Diese brauche es aber, bevor die in der Summe über fünf Millionen Euro teuren Geräte wie MRT und CT installiert werden können, so Hahne. "Das Schlimmste, was uns passieren kann: Wir ziehen ein und irgendetwas funktioniert nicht richtig", ergänzte Rogge. Darum habe man sich dazu entschieden, später einzuziehen, "aber dafür geordnet und sicher". Die Verzögerung koste den Steuerzahler und den Landkreis "keinen Cent mehr", versprach Rogge. Mögliche Mehrkosten würden alleine vom Hauptgesellschafter Agaplesion getragen. "Das Projekt wird aber nur sehr marginal teurer", so der Sprecher der Geschäftsführung. Das heiße: weniger als zehn Prozent der ursprünglichen Baukosten von 130 Millionen Euro. Ob es in dem Zusammenhang zu Regressforderungen seitens Agaplesions komme, sei völlig offen, sagte Rogge. Foto: tr

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