BAD NENNDORF (tr). Es war ein klarer Appell, den der damalige Bundespräsident Roman Herzog im Januar 1996 an die Deutschen richtete: "Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen." So erklärte Herzog den 27. Januar zum zentralen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus. 2005 ernannte auch die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) den Tag international zum Holocaust-Gedenktag. In diesem Sinne haben Bad Nenndorfer Bürger und Vereine der im Faschismus verfolgten und ermordeten Juden am vergangenen Freitag mit einer Mahnwache am Gedenkstein in der Kurhausstraße gedacht. "Wir befinden uns im 21. Jahrhundert – Terror, Mord und Krieg gibt es auch heute noch", sagte Bürgermeisterin Marlies Matthias in einer kurzen Ansprache.
Im Mittelpunkt des Gedenkens standen besonders die jüdischen Mitbürger, die in den Jahren von 1933 bis 1937 aus Bad Nenndorf vertrieben wurden. Die Novemberpogrome ein Jahr später fanden in Bad Nenndorf nicht statt – zu diesem Zeitpunkt hatten die Nazis den Ort bereits "judenfrei" gemacht. An den Orten, wo Franziska Jacobsohn, Alfred Jacobsohn, Jeanette Apolant, Franziska Kahn, Frieda Weitzenkorn, Kurt Hirsch und Ernst Blumenberg einst lebten, weisen heute Stolpersteine darauf hin. Der Zeitpunkt des Gedenktags ist nicht zufällig gewählt. Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten das Vernichtungslager Auschwitz. In fünf Jahren wurden dort mehr als eine Million Menschen umgebracht – der Name "Auschwitz" gilt heute als Symbol für den Völkermord an den europäischen Juden. Mittlerweile befindet sich dort ein Museum, das 2015 von über eineinhalb Millionen Menschen aus der ganzen Welt besucht wurde. Der Ort bietet ihnen die Gelegenheit, sich mit der deutschen Vergangenheit zu beschäftigen, die Erinnerung wachzuhalten und daraus Schlüsse für das eigenene Handeln zu ziehen. Foto: tr